Das letzte Buch der im Januar 2019 verstorbenen Autorin Mirjam Pressler setzt sich eindringlich mit dem Umgang, den Vorbehalten, den verschiedenen Gedanken, die wir gegenüber Menschen mosaischen Glaubens hegen, auseinander und dreht dabei unverzichtbare Fragen in den Köpfen ihrer Protagonisten: Sind jüdische Menschen bessere Menschen, nur weil sie Juden sind und ihnen im Lauf der Geschichte viel Unrecht, Leid, Vertreibung und systematische Ermordung zugefügt wurde? Warum kann der Antisemitismus nicht endlich enden? Wie steht es heute mit unserer Schuld? Pressler führt ihre Leser über den Fund eines Goldschatzes in Erfurt zwischen dem Hier und Jetzt und dem Mittelalter hin und her. Lauras Mutter beschäftigt sich beruflich mit diesem Schatz. In Bezug auf die Geschichte der Juden in Erfurt ist sie ein wandelndes Lexikon. Laura kann das Wort Goldschatz am Küchentisch nicht mehr hören und fragt sich, ob heute überhaupt Juden in Erfurt leben. Neugierig spricht sie Alexej, den Russen in ihrer Schule an, nachdem ihre Mutter ihr offenbart hat, dass dieser Junge und seine Familie zur jüdischen Gemeinde in Erfurt gehören. Unmittelbar, direkt und wahrheitsgemäß beantwortet sie Alexej verwunderte Frage nach ihrem Interesse an ihm mit dem Satz: „Weil du Jude bist.“ Alexejs abweisende Reaktion auf diese Antwort kurbelt ihre Wissbegier und Fantasie an. Laura beginnt die Geschichte der Juden zu ergründen, stellt mehr und mehr Fragen und versucht, das Erfahrene in die Bilder einer Graphic Novel zu bannen. Mit diesem Buch spiegelt Pressler noch einmal ihr Lebensthema. Gekonnt. Fesselnd. Und nachdrücklich. Dabei nimmt sie ihre Leser ein weiteres Mal mit auf die Reise, lesend anderen Leben nachzuspüren, dem des jüdischen Goldschmieds oder Geldverleihers Kalmann von Wiehe und seiner Familie und der Geschichte von Alexejs Großmutter Babuschka. Das Wissen und Verstehen, schon der Umgang mit Erinnerung macht stark. Nicht zuletzt gegen die Parolen eines neu aufkommenden Antisemitismus.