Paula und ihre Freundinnen machen Charlotte das Leben schwer. Auf dem Schulweg liegen ihr die Angst und die Scham wie ein Kloß im Magen, der sie handlungsunfähig macht. Die reißerischen Worte der Mädchenclique dringen wie die spitzen Zähne eines Wolfes in sie. Mit ihren abstehenden Zöpfen verwandelt sich Paula mit jedem Satz mehr und mehr in das gefürchtete Tier. Gut nachvollziehbar entfaltet Bilderbuch in Bild und Text die Atmosphäre und die Gefühle, die Mobbingsituationen innewohnen. Javaux beleuchtet in ihrem Text beide Seiten. Das sich Verlieren wie das starke Gefühl von Zugehörigkeit und Macht, welche diese Dynamiken auslösen. Und zunächst wird Charlotte aus ihrer Opferrolle heraus zur Täterin werden. Denn da ist Simon, der noch Kleinere, den auch sie anbrüllen und verletzen kann und sich zum ersten Mal stark dabei fühlt. Doch das Gefühl hält nur für kurze Zeit, bis es umschlägt und sie am Abend zum ersten Mal unter Tränen erzählen lässt. Damit befreit sie die Worte von ihren spitzen Zähnen. Mit diesen anderen, neuen Worten, die sie im Gespräch mit ihrer Mutter entdeckt, wird sie Simon für sich gewinnen und langsam eine eigene allerbeste Freundesgruppe um sich aufbauen. Amélie Javaux erzählt diese Geschichte aus ihrem Alltag als Kinderpsychologin heraus, beleuchtet mit ihr sensibel und differenziert das Rollenspiel des Mobbings und schafft Mitgefühl. Aber vor allem bietet dieses Bilderbuch Kindern einen Lösungsansatz, einen praktikablen Ausweg, ermutigt sie Worte sprechen zu lassen und sich anzuvertrauen, damit Eltern oder andere Personen ihnen Rücken und Selbstwertgefühl stärken und ihnen helfen können ihr einges soziales Haus um sich herum zu errichten, in dem sie sich wohlfühlen können. Ein sehr gelungenes Bilderbuch zum Thema Gewalt durch Worte.