Der Cho Oyu wird Walters letzter großer Gipfel sein. Jahre der abenteuerlichsten Bezwingungen, ein Leben für die Kletterei in der Bergsteigeroase Chamonix liegen hinter ihm. Er ist gealtert. Er ist krank. Er ist ein Einzelgänger. Der Cho Oyu liegt geschwisterlich neben dem Everest. Er hat keinen richtigen Gipfel. Eher ein Plateau auf 8188m. Kahler Kopf ist sein Spitzname. Nur Fels und Eis. Wozu erobert der Mensch die leblose Natur jenseits der Komfortzone?
Klettern ist ein Gefühl, eine logische Lebensweise, sagen fast alle Bergsteigende, wenn das Klirren des Metalls, der Karabiner, Haken und Schrauben am Gurt erklingt. Die Studenten Walter und Lenny kennen ihre Geschichten, bevor sie die Wände und Gipfel in Augenschein nehmen: Bonatti, Rébuffat, Norgay & Hillery, Kurz & Hinterstoißer. Lenny und Walter erklettern ihre Berge in Jahren. Für namhafte Eroberungen sind sie mit ihrer Leidenschaft zu spät dran. Aber geht es wirklich darum?
Große Bergsteigertragödien aber auch wundersame Rettungen hat der Niederländer Toine Heijmans in Walters Geschichte einarbeitet. Auch Walter und Lenny sind Niederländer. Klettern lernen sie mit anhaltender Verspieltheit an einem Brückenpfeiler von zwölf Metern Höhe. Im Laufe ihrer gemeinsamen Klettergeschichte bezwingen sie die Eiger Nordwand und alle Achttausender. Doch es sind nicht die Gipfel, die Ereignisse prägen Walters Erinnerung, zu dessen Sammler er geworden ist. Im Gedenken versucht er die Zeit, die am Berg nicht existiert, festzuhalten. Im Panorama des 35 Millionen Jahre alten Gesteins fühlt der Mensch sich bedeutungslos.
Der Roman ist eine philosophischen Annäherung. Die leuchtende, mitunter poetische Sprache öffnet uns den Blick auf die Erhabenheit des Berges, der, wenn man sich ihm nähert, tausend Facetten zeigt.
Freiheit oder Irrsinn? Zwei Freunde jenseits der Komfortzone.