Max Heller ist ein grundsolider Kriminalinspektor, der nur seine Arbeit machen will. Und das mitten in Dresden, kurz vor Ende des 2. Weltkrieges, während die Russen bereits im Vormarsch sind und die Menschen kurz vor dem Verzweifeln, sich gegenseitig Denunzieren und Resignieren sind. Ein psychopathischer Serienmörder, der Frauen bei lebendigem Leib die Haut abzieht, lässt Max Heller nicht kalt. Er bemüht sich, seine Arbeit trotz der widrigen Umstände, trotz eines überzeugten ISS-Anhängers als Chef, der seine Aufklärungen sabotiert, und trotz Hunger und Ängsten so gut wie möglich zu machen. Als er und seine Frau Karin mitten in der großen Bombardierungsnacht, in der Dresden dem Erdboden gleichgemacht wird, mit dem Leben gerade so davon kommt, verliert er zwar seinen Job, den Mörder aber nicht aus den Augen, denn er treibt weiter sein Unwesen… Ich finde die Atmosphäre bedrückend gut in dem Buch, die Kriegsszenerien gehen unter die Haut, die Schicksale der Menschen werden von allen Seiten beleuchtet, von denen, die einfach nur Opfer waren, den Agitatoren, und solchen, die die Augen verschlossen hatten. Ein gelungener historisch in den Jahren 1944/45 angesiedelter Krimi.
Dresden 1951. Mit jedem Buch über den Oberkommissar Max Heller wächst einem der eigensinnige – man kann auch sagen – bisweilen sture Ermittler, ans Herz. Zugleich bekommen auch die anderen Figuren, die der Autor immer wieder auf eine bescheidene Weise in Szene setzt, mehr und mehr Kontur. Muss sich dieses Mal Hellers Kollege Oldenbusch um das Verhör sorgen, das ihn seine in den Westen abgesetzte Verlobte eingebrockt hat, so kämpft Heller mit dem Misstrauen auf den Unterkommissar Salbach, der so hoch motiviert erscheint, über dessen Absichten er sich seit Oldenbuschs Andeutungen nicht mehr im Klaren ist. Und genauso misstraut Heller der jungen Verwandten seiner mittlerweile leicht dementen Vermieterin Frau Marquardt, die plötzlich aufgetaucht ist und sich bei ihnen eingenistet hat. Ausgerechnet jetzt ist seine Frau Karin unterwegs zu ihrem Sohn Erwin in den Westen, nachdem sie so lange auf eine Reisegenehmigung gewartet hat. Und auch darum hadert Heller mit sich, denn er sehnt sich nach Nachrichten, nach ihrem Rat, nach den tröstenden Worten für das Pflegekind Anni. Die Stimmung in Dresden wird schwieriger, niemand weiß, wem er trauen kann. Menschen setzen sich unverhofft in den Westen Deutschlands ab. Andere denunzieren die Nachbarn. Gleich mehrere Leichen pflastern den Weg des Kommissars, doch ihm wird von zwei Seiten eingeflüstert, er möge keine konkreten Ergebnisse erzielen. Das Leben in Dresden geht weiter, doch auch der Leser merkt, mit wie vielseitigen Problemen die Menschen im Osten zu kämpfen haben. Ein historischer Krimi, der seinesgleichen sucht. Spannend in den Entwicklungen, bescheiden im Erzählton, aber doch prall voll mit einem Stück deutscher Geschichte.
Der neue Fall für Oberkommissar Max Heller bringt eine weitere interessante Facette der ostdeutschen Geschichte ins Spiel: der Wunsch nach Freiheit und die Frage, ob das Leben im Wester besser sein kann. Es ist die Zeit der Proteste gegen die Politik der SED- Regierung, 1953 wird auch in Dresden auf die Straße gegangen. Im Zuge der Unruhen wird ein Fabrikbesitzer auf brutale Weise ermordet. Und es wird nicht bei einer Leiche bleiben. Die menschlichen Probleme der Eheleute Haller sowie Hallers Schwierigkeiten aufgrund seiner Weigerung, in die Partei einzutreten, tragen wie in den bisherigen vier Bänden das gesamte Buch auf ehrliche Weise. Dem Fall selbst hat es dieses Mal in meinen Augen an echter Spannung gefehlt.