Unsere erste Graphic Novel Lesung war so gut. Ein wahrer Krimi in irrer Sommerhitze. Der Sound war mega.
Ross beginnt seine Graphic Novel im 8. Lebensjahr Beethovens und begleitet ihn bis um sein 30. Lebensjahr, bis zur Veröffentlichung seiner ersten Kompositionen, die ihn als Klaviervirtuose in die fürstlichen Konzertsäle führte. Die kugelrunden Kinderaugen von Erkenntnis oft weit aufgerissen, oder fest zusammengekniffen in Schmerz und Fieberwahn, jagt Ross einen hochsensiblen Jungen mit seinen Fantasmen durch die Panels. Von den Kindern verspottet, vom Vater nachts aus dem Bett gezerrt und ans Klavier gesetzt, von Pocken gequält.
In Beethovens Kopf herrscht ständiges Feuerwerk. Später kämpft er mit weiteren körperliche Leiden, Magenkrämpfe und Durchfall und qualvollen Geräusche in den Ohren. Die Welt um ihn herum bleibt dreckig und wenig glanzvoll. Hinzu kommt der Rausch der Musik, welcher Beethoven an den Instrumenten entströmt und zur Auflösung alles Materiellen und Widerwärtigen führt, aber auch zur restlosen körperlichen Erschöpfung. Faszinierend und temporeich taumeln die Bilder am Rand des existentiellen Abgrundes, an dem nichts golden strahlt, nicht einmal die Liebe. Und aus dieser energetisch überbordenden Qual steigt Beethovens Musik auf. Man scheint sie mit den Augen hören zu können.
Ross hat sie in seine Bilder gebannt, dass man beim Lesen nicht nur an der Dramatik des Lebens klebt sondern selbst in einen Rausch gerät, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Ein Lebenskrimi ersten Ranges. Ross zieht alle Register, die flirrenden Lebensmomente und Touchées einzufangen.