Das Haus, welches wir heute das Anne Frank Haus nennen, wurde vor 400 Jahren gebaut. Davor hatte man gemeinsam das feuchte Marschland durch den Bau eines Kanals trocken gelegt. Die Prinsengracht war entstanden. Im Gegensatz zum Leben eines Hauses ist das Menschenleben kurz. Durch die Jahrhunderte beherbergt das „Haus an der Gracht“ viele Generationen von Menschen, aber auch Tiere. Es erlebte glückliche und reiche Zeiten, aber auch Feuersbrünste und die Pest. Wie schon im „Sommerhaus am See“ fängt Britta Teckentrup mit ihren Bildern die Stimmungen und den Wandel im und um das Haus herum von allen Seiten ein. Licht und Schatten hinter Türen und Fenstern wandeln sich bei Innensichten in freudiges, gesellschaftliches Leben. Im Alltag spielen Kinder im Hinterhof und auf dem Dach, während ein kleiner Kastanienbaum zu wachsen beginnt. Wir lernen Handwerk und Handwerker der letzten 300 Jahre kennen und tauchen in die Geschichte Amsterdams ein. Hardings Text bleibt sparsam und den Menschen wohlgesonnen. Ein Haus sucht sich seine Bewohner. Es besitzt eine Seele, wie die Menschen, die in ihm wohnen. Die Zeit vergeht und die Glocke des Kirchturms im Hintergrund schlägt die vollen Stunden, in Zeiten des Lebens und des Verlassenseins. Als Versteck der jüdischen Familie Frank und durch das Tagebuch ihrer Tochter Anne wurde das Haus an der Prinsengracht 263 berühmt und ist heute zu einem Museum geworden. Auf dem Cover hat Britta Teckentrup die schwere grüne Eingangstür einen Spalt weit offen gelassen und lockt mit dem warmen Licht hinter den Glasscheiben. Tretet ein!, auch wenn die Menschen, von denen das Haus erzählt schon lange nicht mehr leben. Ein Haus möchte immer wieder neu beseelt, entdeckt und belebt werden.