Das Fußball-Sommermärchen 2006. Franka schließt sich Patrick und Janna zum Public Viewing in Herzogenaurach an. Sie betrinken sich hemmungslos. Diesem Absturz folgen viele weitere und eine exzessive Party im Haus der Großmutter. Franka überspielt ihre Unsicherheit, ihr Minderwertigkeitsgefühl. Sie sucht Anschluss und Freunde. Plötzlich findet sie sie hier, in der Clique um Patrick. Hier werden Freunde durch gemeinsame Feinde definiert. Die Sprache der Jugendlichen ist national und kämpferisch. Das ist allerdings das Einzige, das Franka zu diesem neuen Raum bewusst anmerkt.
Das Gegröle nationalsozialistischer Liedtexte (aus einem Liederbuch der Großmutter), rechtsradikale Symbolik, den Antisemitismus und der Hass und die Hetze gegen migrantische Mitbürger nimmt Franka hin. Teil einer starken Gruppe zu sein, ist der alles andere in den Hintergrund stellende Wunsch. Wann das rechtsextreme Denken in ihr ankert, wissen wir nicht. Ihre Äußerungen in der Schule zum Holocaust speisen sich aus rechtsextremem Gedankengut.
Liepold zeigt Außenwelten. Fragen, die Lesende an den Gesinnungswandel haben und an Frankas Gefühl im neuen Lebensalltag, werden durch Hemmungslosigkeit im Alkoholrausch ertränkt. Ein verunglückter Kuss mit Leon, der politisch weit entfernt von nationaler Haltung war, Sex mit Martin, der sie ohne Vorspiel nimmt und fallenlässt, das Gefummel mit Patrick. Freunde, warum sagt das Franka niemand, sind etwas anderes. Sie lässt es geschehen wie alles andere auch.
Franka wird Glück haben, der Gewalt wieder entkommen und die Chance auf ein Studium bekommen. Erneute Besinnungsumkehr.
Zehn Jahre später erleben wir sie als Referendarin einer Mittelschulklasse beim Besuch des NSU Prozesses in München. Bei allem Wunsch, das vergangene ruhen zu lassen, ihre Vergangenheit schweigt nicht. So werden wir im Wechselbad von Nähe und Distanz, Zeuge ihrer jugendlichen Geschichte. Dabei fließt Liepolds Sprache unaufgeregt und sachlich dahin.
Eine jugendliche Geschichte, die vieler Orten gerade erneut ihren Anfang nimmt, also aktueller den je ist und in der Franka in punkto der mitschwingenden Gewalt keine Anwort auf die Frage findet: Wie weit wäre sie gegangen, wenn sie bei der entscheidenen Tat dabeigewesen wäre?
Sehen Sie NEU in unserem Shop
Hat der Buchpalast mein Wunschbuch vorrätig?
Oder wie gehabt