Die Sprache von Sarah Winman hat mich förmlich in das Buch hineingezogen. Man spürt gleich, dass der eigentlich so feinsinnige, zeichnerisch begabte Ellis ins rauhe Arbeitermilieu der 1950 – 1990er Jahre in Oxford nicht hineinpasst. Seine Mutter, die viel zu früh verstarb, gab ihm die Sehnsucht und Hoffnung auf warme, lichte Tage weiter, wie sie sie in van Goghs Sonnenblumen erahnte. Michael, der nach Verlust seiner Eltern von einem auf den anderen Tag einen Platz in Ellis Leben einnimmt als sie beide 12 Jahre alt sind, versteht ihn. Michaels Medium sind das Lesen und Schreiben, die Jugendlichen fangen sich gegenseitig auf und haben gemeinsame Träume. Mit dem erwachsenen Michael begeben wir Leser uns ins London der homosexuellen Kreise. Aids fordert seine Opfer, Michael begleitet Freunde auf diesem schweren Weg und heilt seine Erschütterung darüber im sonnigen Süden. Wie das Dreigestirn von Ellis, Michael und Annie über viele Jahre bestehen konnte, wie es fast unfassbares Glück und tiefgreifende Verzweiflung bedeutete – das müssen Sie selbst lesen. Der Roman hatte für mich Tiefe und Intensität, hat mich emotional berührt. Die hier dargestellte Symbolkraft von van Goghs Sonnenblumen wird mich jetzt begleiten und mit ihr die Zuversicht, dass Dankbarkeit einer tiefen Verzweiflung folgen kann.