Es ist historisch verbrieft, dass Johann Balthasar Michel, 1755 in Mannheim geboren, 1818 in München gestorben und auf dem Südfriedhof begraben, als erster Protestant im katholischen München das Bürgerrecht erhält.
Heubisch heftet sich an seine Fersen, macht ihn zum Protagonisten ihres bayerischen Historienschmökers, den sie in unterhaltsamem Ton mit gut austariertem Lokalkolorit erzählt. Wir befinden uns in den entscheidenen Jahren des Umbruchs, um 1800. Gerade hat Kurfürst Max Joseph die Regentschaft übernommen und beginnt mit seinem Minister Mongelas den bayerischen Staat zu reformieren. Doch zwischen Papierlage und Alltagsleben besteht eine tiefe Kluft.
Der Katholizismus und der über Generationen gepflegte Aberglaube, damit einhergehend die Ausgrenzung Anderer, ist tief verankert in den Köpfen der Menschen. Er macht sie zu Marionetten ihrer Angst und ihres Glaubens. Ein nie enden wollendes gesellschaftliches Problem. Katharina, die stärkste Frau in Heubischs Ensemble und spätere Ehefrau Michels, wird von Wunsch und Verpflichtung gebeutelt. Hinzu kommt der Kampf mit ihrer untergeordneten Stellung als Frau. Auch Michel rät man, seinen Glauben versteckt zu halten oder die Stadt zu verlassen. Doch sein Kontakt zum Kurfürsten aus Mannheimer Tagen und sein Geld sollten für ihn spielen. Heubisch plottet mit wenig Personal schnörkellos und offensichtlich und treibt die Handlung in flotten Dialogen voran. So mancher Sinneswandel kommt dabei sehr direkt und plötzlich daher. Das könnte dem Wein und Bier geschuldet sein, die reichlich fließen und der die darauffolgende Ernüchterung folgt. In ihre Figuren können wir nicht wirklich schauen.
So ist der Roman ein Stück Münchner Religionsgeschichte, die Heubisch die Klosterbrüder auf den Punkt bringen lässt: „Manchmal glaube ich, ohne Religion wären die Menschen besser daran.“ „Liegt nicht an der Religion, sondern an der Unvollkommenheit der Menschen.“
Wer gewinnt, wenn es um den schönsten Blumenstrauß geht? Dazu Beethoven. Perfekt für die Zeit um 1800.