Am liebsten wäre ich gleich losgefahren, nach Capoliveri auf Elba, als ich anfing, das Buch zu lesen. Axel Hacke erzählt von dem Dorf, wie es früher war und wie es jetzt ist: Wie es sich vom Dorf der Arbeiter in der Erzmine in einen Touristenort wandelte, wie Verlassenes und Verfallenes entdeckt, bewahrt und gerettet wurde. Seit den 80er Jahren bewohnt Axel Hacke mit seiner Familie viele Wochen im Jahr einen alten, ausgebauten Turm, den sein Schwiegervater kaufte und ihnen überließ. Axel Hacke hat viele Geschichten zu erzählen, die sich um diesen Turm ranken. Blicke, Geräusche, das Glas Wein am Küchentisch, die Tauben und immer wieder Mängel, die auftreten und die skurrilsten Reparaturmethoden erleben lassen. Ein Grundstück, den Hügel hinauf, kultiviert und von Macchia umgeben, konfrontiert mit Schlangen und Ziegen, Olivenbaumernte und Wassertankauffüllen. Dann gibt es auch noch den alten Fiat Cinquecento und das Boot – auch sie wollen versorgt, repariert, gestreichelt werden. Axel Hacke erzählt von den Menschen aus dem Ort, die vielleicht nicht genauso sind, aber gut so sein könnten. Von ihren Eigenarten, ihren Fähigkeiten, von Gesprächen auf der Strasse, in der Bar, am Strand. Kurze Aussprüche auf Italienisch, ins Deutsche übersetzt, geben das Gefühl dabeizusein. Axel Hacke selbst wird mitunter poetisch, wenn er beschreibt, wie er „still vor Glück“ wird und dem „leisen, verwehten Geräusch“ nachlauscht. Und dann wieder ist er der galante Anekdotenerzähler mit Augenzwinkern und einer Pointe, die schmunzeln lässt. Ein Buch, das Sehnsucht stillt, das Herz erwärmt, das Lächeln hervorzaubert und dem Traum nach einem eigenen alten Gemäuer das reale Erleben zur Seite stellt. Das gilt auch am Ende des Buches: Nach Capoliveri fahren würde ich sofort!