Seine tellergroßen Ohrwatscheln werden ihm ständig langgezogen. Viles Vater war noch ein Kind, als er mit seiner Familie in Stalins sibirische Lager verschleppt wurde. Die Geschichte von Algis ist eine wahre Geschichte. Sie schildert ein dunkles Kapitel in der Geschichte Litauens. Unter sowjetischer Besatzung hat Stalin Lehrer, Intellektuelle, Journalisten und ihre Familien nach Sibirien verschleppen lassen. So auch den Vater der Autorin mit seiner Familie. Hunger, Kälte, nichts wovon oder womit man leben konnte und schwere körperliche Arbeit brachte die Menschen in der fernen Steppe um. Die Kinder kehrten als Halbwaisen oder Waisen zurück. Erfindungsreichtum und Fantasie wärmte die Seelen. So werden die Äpfel und der Ganter Martin zum immer wiederkehrenden Mantra. Vile findet eine erstaunliche Balance zwischen Schrecken und Überlebenswille, sowie auch Bild und Text rasant und ausgewogen erzählen, sodass man mit Genuss eintaucht und sich schnell einlässt, auf ein lang verschwiegenes Kapitel stalinistischer Schreckensherrschaft und das Leid, das es nicht zu vergessen gilt. Dramatisch, spielerisch, auf schwindelndem Grat zwischen Tragik und Glück reißt es uns mit.