Was für ein gedankensprühendes Leseerlebnis. Das Gespräch mit Susan Sontag führte Jonathan Cott 1978. Teile daraus wurden im Rolling Stone veröffentlicht. Jetzt erscheint das Interview erstmals in voller Länge. Cott, Buchautor und Journalist, begegnet der großen Denkerin als vertrauter Gesprächspartner, auf Augenhöhe. „Ich habe ein Liste von Adjektiven aufgestellt, von denen ich glaube, dass sie Ihren Schreibstil kennzeichnen: schlank, gemessen, gelassen, schmucklos.“, sagt er, und es scheint, Cott hat jedes Buch, jeden Essay und jede Zeile Sonntags gelesen und ihre Gedankengänge verinnerlicht. Wunderbar hilft er in seinen Gesprächsanteilen denen, die Susan Sonntag erst jetzt entdecken.
Sonntag selbst besteht gelassen auf „schmucklos“. Ihre Gedanken scheinen sich beim Reden zu fertigen. Gerade heraus sucht sie den unverstelltem Blick und sinniert über Metaphern, die den Blick verstellen, männliches und weibliches Schreiben (gibt es das wirklich?), ihre Leidenschaft zu Rockmusik, über die Faszination die fotografischen Werken innewohnen und by the way über Filme und Literatur und wie alles zusammengehört, ihr alles verschlingende Lesen, ihre eigenen Texte und ihre privaten Gefühle.
Und all das soll schon 50 Jahre her sein? Ihre Gedanken sind so wach, klar und wahr. So aktuell. Am liebsten möchten man sich alles merken, sie herausschreiben. Der Bleistift klemmt noch immer im Buch. Bitte mehr! Dieses Buch ist ein Glücksgriff.