Die italienische Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1595-1654) lernte als Kind schon das Malhandwerk in der Werkstatt ihres Vaters in Rom, der ihre künstlerischen Fähigkeiten früh erkannte und förderte. Bald setzte sie in großformatigen Historienbildern die damals beliebten Motive Susanna im Bade und Judith und Holofernes in Szene, und stellte ihre Begabung unter Beweis. Einschneidende Ereignisse in ihrem Leben, ihres Vaters Prozess um ihre Vergewaltigung, der frühe Tod vier ihrer Kinder, die häufigen Wohnungswechsel, ihre Briefwechsel mit Künstlern, Auftraggebern, Geistes- und Naturwissenschaftlern ihrer Zeit, trägt Partsch, neben ihrem aufschlussreichen Blick auf ihre Kunst, umfangreich zusammen. Die Kunsthistorikerin legt großen Wert auf die Betrachtung von Kunst und Leben im Rahmen ihres historischen Stellenwertes. Dabei stellt sie das im 20. Jahrhundert entstandene Rollenbild der „donna terribile“ in Frage. In ihrer Spurensuche zu Leben und Werk Gentileschis begegnen die Lesenden einer auf vielen Ebenen begabten, selbstbewussten und weltoffenen Frau, die, selbst verdienend und finanziell unabhängig, ihr Leben auf eigene Füße stellen konnte. Zweifelsfrei und geschlechtsunabhängig zählt Gentileschi heute zu den großen Künster*innen des 17. Jahrhunderts. Gentileschis weibliche Sicht in der Darstellung historischer Motive, so schlussfolgert Partsch, ist organisch aus den Malumständen und ihrer regen Teilnahme am gesellschaftlichen Leben entstanden und darf gerne heute noch Staunen machen.