Das Debüt der Vize-Regierungssprecherin und ehemaligen "WELT"-Journalistin Christiane Hoffmann hat mich gefesselt- und sehr berührt. Sie wandert während der Corona-Pandemie den Weg nach, den ihr Vater als 9-jähriger mit seiner Familie aus einem kleinen niederschlesischen Dorf bis in die neue Heimat auf der Flucht vor der Roten Armee zurücklegte.
Welche Begegnungen vor Ort sie dabei hat, wie sie dem kleinen Jungen von damals versucht nahe zu kommen, das alles ist hochaktuell und erzählt gleichzeitig einen wichtigen Teil der deutschen Geschichte und vieler Familien. In seiner Mischung aus familiärer Erinnerung, Fluchterfahrung und Traumabewältigung hat mich dieser "Reisebericht" erschüttert und gleichzeitig mein Verständnis für die Traumata Geflüchteter (damals wie heute) geschärft. Und diese Lektüre ist auch eine, die hoffnungsvoll stimmt, dass in der Begegnung der Menschen die einzige Lösung für Konflikte liegt.
Und die Begegnungen, die die Autorin hat- aber auch die Einsamkeit, die sie erlebt - lesen sich so packend, dass man am Ende des Buches meint, selbst unterwegs gewesen zu sein.