Abende mit Lutz van Dijk sind immer sehr ergreifend, denn Lutz van Dijk spricht grade heraus, offen und ehrlich. Und hier zum ersten Mal über seine eigene Kindheit.
Anfang der 60er Jahre ist der Krieg aus den Köpfen der kleinen Leute noch nicht verschwunden. Man lebt noch, und nicht wieder. Die Kinder spielen im Südosten Westberlins in den Ruinen Krieg. Das Wohlstandwunderland lässt auf sich warten. Hier wächst Jan auf.
Das Geld reicht gerade fürs Essen und ein Paar Schuhe. Bei den Kindern aus der gegenüber liegenden Barackensiedlung für Geflüchete ist das anders. Seit seine Familie in die Neubauten gezogen ist, geht Jan mit Oleg, Lisa und Pawel, den Kindern ohne Schuhwerk, in eine Klasse.
Im Keller des neuen Mietshauses lernt er Anton kennen. Immer auf der Flucht vor der bedrückenden Atmosphäre sich streitender Eltern werden die kindlich verspielten Zärtlichkeiten mit Anton zu seinem inneren Coming-out.
„Stell dich nicht so an!“ Der unmissverständliche Befehlston seines Vaters lässt kaum Luft zum Atmen, für Fragen oder gar Raum für Träume.
Im Nachkriegsdeutschland hat das Wort „anders“ seinen Schrecken noch nicht verloren, auch wenn aus der Sicht Jans alle irgendwie anders sind. Die Geschichte seiner Selbstermächtigung gleicht einer bewundernswerten Reise.
Zwischen Weltuntergängen wie dem Mauerbau, bei dem man seinen Vater, einen Streifenpolizisten, am Sonntag zum Dienst beordert und Weltereignissen wie dem Besuch John F. Kennedys in der Mauerstadt, diesmal wird Jans Vater zum beschützenden Helden, umgibt Dijk sein heranwachsendes altes Ego Jan mit einer beklemmenden Mauer von Sprachlosigkeit. Ein schmerzhafter Lebensumstand, der alle Figuren tragisch prägt.
Aus dem beschränkten Sichtfeld des Kindes und Jugendlichen hält Dijk immer wieder komödiantische Gedankengänge bereit, die die starken Momente von Angst, Sehnsucht, Verzweiflung, Gewalt und Einsamkeit erträglich machen.
Mit schlichter Eleganz und knapper Sprache entsteht ein bewegendes Bild Berliner Lebens. Am Mauerschatten entlang führt es zu einer Nachkriegsgeneration, die ganz auf sich gestellt die Möglichkeit entdeckt, ihre Welt neu zu gestalten.
Mit Kampala-Hamburg baut der in Berlin geborene und in Kapstadt (Südafrika) lebende Autor Lutz van Dijk Brücken. Mit Geschick kombiniert er Roman und Wirklichkeit, verknüpft Kontinente und bringt Menschen zueinander.
In diesem Bilderbuch erzählt Lutz van Dijk Rozettes berührende, für Kinder gut verständliche Lebensgeschichte. Er erzählt eine Geschichte in der Geschichte, die im hier und jetzt beginnt. Eine Kindergruppe sitzt vor "Oma" Rozette.
Thandi lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf in Südafrika. Es liegt eine Tagesbustour von Kapstadt entfernt, der Stadt, in der ihr Vater als Zeitungsverkäufer Arbeit gefunden hat. Nur einmal im Jahr kommt er nach Hause, doch in diesem Jahr fehlt von ihm jede Spur.