1871: Der siebenjährige Karl zieht mit seiner Familie in die Belle Etage eines Berliner Stadthauses, welches sein Vater hat bauen lassen. Das Haus beherbergt auch die Apotheke des Vaters. Zwischen Pferdekutschen, hölzernen Umzugskisten und Koffern, Klavier, Hutschachteln und Dienstboten lernen wir das Haus kennen. Die Kinder und Kindeskinder der Familien Schwartz und Adler werden in vierseitigen Abschnitten über ihr Leben in der Kaiserzeit, zu Beginn und am Ende des 1. Weltkrieges, im Inflationsjahr der Weimarer Republik, erzählen. Zur Machtübernahme durch die Nazis lebt schon die vierte Generation im Haus, welches eine stetigen Wandel erfährt. In dieser Zeit bleibt der geschichtliche Überblick ganz auf die heimische Familiensituation beschränkt: Krieg bleibt ein Zustand in der Ferne, der Tod findet wenig Erwähnung, ebenso der Holocaust. Eine Lücke, die schmerzt.
Dafür feiert die Familie das Olympiajahr und mit kurzem Stopp 1945 geht es in die Nachkriegsjahre, dem das Wirtschaftswunder folgen wird, Mauerbau und -fall. Und weiter von den 2000ern und bis heute, wo die Apotheke in ein Café umgewandelt wird. Ein bunter, lebendiger Treffpunkt der siebenten Generation mitten im heutigem Berliner Leben.
Trotz kleiner Kritikpunkte bietet dieses opulente Bildersachbuch einen guten allerersten Geschichtseinstieg für wissbegierige Kinder. Umrahmt werden die kleinen Erzählblöcke mit Erklärungen zu Alltagsgegenständen, die man alle im Stadtmuseum Berlin entdecken könnte: Spielzeuge, Schallplatten, Banknoten, Kleidung und Lebensmittel. Die Lebendigkeit der von Isabel Kreitz gezeichneten Figuren nehmen uns ins Herz des jeweiligen Geschehens mit. Den Familienstammbaum mit Hinweisen auf welchen Seiten einzelne Figuren zu entdecken sind, findet man gleich hinter dem Titel, Fotos aus den beschriebenen Zeiten in Vor- und Nachsatzpapier. Ein Buch für die ganze Familie, bei dem an allen Stellen gern im eigenen Familien- und Fotoalbum gekramt und bei Bedarf generationenübergreifend ausführlicher erzählt werden darf.