„Mammut ist aus? Kein Problem, essen wir eben Büffel.“ Der Mensch ist experimentierfreudig, wenn es um die Erschließung von Nahrungsquellen, Zutaten und Zubereitung geht. Seeburg nimmt uns mit Sinneslust mit, auf eine eigenwillige Reise, von der Entdeckung des Herdes vor 11.000 Jahren bis zu den schäumenden, körperlosen Essensimitaten des 21. Jahrhunderts. Dabei stöbert sie leidenschaftlich in historischen Kochbüchern. Wir staunen über die Trickkiste mittelalterlicher Fastenzeiten bei der die fleischlüsternen Ordensbrüder das biblisch Verbotene in fantasievollen Gewändern auf den Tisch brachten, den Biber zum Fisch erklärten und nebenbei den Hackbraten erfanden. Die Gladiatoren hingegen waren „stramme Vegetarier“. Sie aßen stark gewürzten Getreidebrei, der uns heute den Gaumen zusammenziehen und die Tränen in die Augen treiben würde.
Seeburgs literarische Miniaturen mit ihren kulturgeschichtlichen Zutaten sind fein gewürzt. Sie erzählen von sadistischen Tafeln und Gelagen der Reichen und dem Erfindungsreichtum der Armen, von Herrschaft und politischer Rebellion, die dem Essen innewohnt. Dabei zergeht selbst die Geschichte vom Hungerstreik auf der Zunge wie das Gatsby Sandwich der Townships oder die üppig wachsenden, qualligen Nahrungsquellen der Gegenwart und Zukunft. Faszinierend und gut recherchiert halten sie Aha-Erlebnisse für Kochkunstkenner wie Fremdlinge in der Küche bereit. Mit der Teamarbeit, die beim Erlegen und Verarbeiten eines Mammuts entstand, ist auch das Essen zum Zentrum unseres gemeinsamen Leben geworden. Das knisternde Kurzgeschichtenfeuer, welches Seeburg beschwört, in dem es in Töpfen über Jahrhunderte simmert, köchelt und schmort, bietet vergnüglichen Lesegenuss und Wohlbehagen und ist ein passendes Geschenk für jeden Anlass.