Der berühmte Maler konnte sich ein Grundstück am Großen Wannsee leisten. 1909, Max Liebermann war 63 Jahre alt, gab er Villa und Garten in Auftrag. Bei seinem erster Auftritt in Saigers Roman beschreibt er seinem Freund Alfred Lichtwark Haus und Garten mit visionärer Vorstellungskraft.
„Das Werden, denkt er, mag das Interessantes sein, nur bleibt es nicht beim Werden.“
Saigers kunstfertige Form des Erzählens mit dem sie dem fiktiven Gedankenfluss ihrer Protagonisten eine Stimme verleiht, geleitet unseren Blick von der Oberfläche des Seins in die darunterliegenden Schichten, als gelte es den See vor dem Haus zu ergründen. Zurückhaltend und doch prophetisch legt Saiger Liebermann die Worte in den Mund. Sein „Schloß am See“ und seine Wohnung am Pariser Platz werden zu Gegenpolen. Hier ein scheinbar idyllischer Ort des Erblühens und dort der Abgrund menschlicher Grausamkeit, dem Liebermann nicht entrinnen kann. Er stirbt 1935.
„Als wäre das Brüchige nicht, lauter üppige Beete mit Rändern, dass alle Willkür widerlegt sein sollte“, lässt Saiger Martha Liebermann über diesen Ort denken, als sie das Grundstück 1941 an den Reichspostminister verkaufen muss. Zwei Jahre später beendet sie ihr Leben.
Was bleibt? Ein Boot am Ufer, der Sand des Fundaments, ein Soldat, der durch den See schwimmend die Villa erreicht, junge Menschen, die nicht mehr wissen, wer hier einst wohnte, Kinder und Enkel. Eine Urenkelin, der dieser Ort fremd bleibt.
„Hier ist es; in den Zwischenzeiten ist das Haus sich selbst überlassen auf seiner Wanderung von Welt zu Welt.“
Saigers Szenen und Bilder sind sorgsam komponierte, poetische Momentaufnahmen, die im historischen Kontext so kunstvoll wirken, wie die berühmten Sonnenflecken auf Liebermanns Bildern.
Fünf Familien und hundert Jahre Geschichte. Die Biografie eines Hauses über dessen Terrasse die Berliner Mauer verlief.