Der Roadtrip der depressiven 15-jährigen Juli mit der "lebensmüden" 69-jährigen Hella klingt noch lange positiv nach bei mir. Klingt nach einem Widerspruch? Zeit-Kolumnistin Ronja von Rönne, die das Thema Depression aus eigener Erfahrung kennt, nimmt uns mit auf diesen besonderen Trip durch die Republik. Die Nöte der jungen Juli, gekoppelt mit der hoffnungslosen Abgeklärtheit des abgehalfterten Schlagerstars Hella verweben sich zu einem stimmigen Roman, dem man zu jedem Zeitpunkt einen glücklichen Ausgang wünscht. Doch ganz so leicht macht es uns die Autorin nicht. Nachdem Juli sich nach ihrem freiwilligen Sturz von der Autobahnbrücke als "leider" doch nur leicht verletzte Beifahrerin in Hellas Auto wiederfindet, reisen die beiden unfreiwillig zusammen weiter und lernen sich dabei ebenso unfreiwillig kennen - und schätzen. Die melancholische, gleichzeitig aber auch humorvolle Stimmung des Romans transportiert das schwierige Thema Depression/Freitod gut, gibt keine unnötigen Ratschläge, gönnt sich manche leicht unrealistische Wendung – aber ist zu jeder Zeit kurzweilig zu lesen. Ob die beiden sich nachts im Schwimmbad einsperren lassen oder eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Toilettenmann auf der Raststätte führen, ich war immer gespannt auf die nächste Wendung im Roman. Manche Szenen werden mir zu kurz angerissen, der junge Schreibstil steht dem Roman aber gut. Wer Alte Sorten von Ewald Arenz mochte, könnte auch dieses ungleiche Paar Juli und Hella mögen.