Emma hat einen Herzfehler. Ihr bisheriges Leben war geprägt von Arztterminen, Krankenhausaufenthalten und übertriebener Sorge ihrer Mutter. Die einzige Person, bei der sie sich wirklich wohl fühlt, ist ihr Urgroßmutter. Und als sie mit dieser eine Reise nach Madagaskar machen darf, ist Emma begeistert. Abenteuer, die Mitte des Lebens, Sandstrände, Wale, die Flucht aus ihrem Krankenhausleben. Das alles erhofft sie sich von dieser Reise. Und am Anfang bekommt sie das auch und genießt die Zeit auf der wunderschönen Insel. Dann lernt sie Fy kennen. Eine Einheimische in Emmas Alter mit ihrer kleinen Tochter Onja. Und schon bald muss Emma feststellen, dass Madagaskar nicht nur schöne Seiten hat und sich selbst entscheiden, wie ihr Leben weiter verlaufen soll.
Das Buch imponiert durch seine besonders feine, sensible Sprache, die die Lebenswelt auf Madagaskar auf eine realistische Weise einfängt und gleichzeitig Emmas innere Gefühlszustände klar macht. Die Charaktere haben Tiefe und sind gut ausgestaltet. Vor allem die Entwicklung der tiefen Freundschaft zwischen Fy und Emma wirkt sehr realistisch. Allerdings sind Emmas Entscheidungen teilweise sehr naiv für ihr Alter und ihre Lebenserfahrung. Dadurch wird auch das Ende unnötig in die Länge gezogen. Doch insgesamt ist es ein unterhaltsamer, emotionaler und sensibler Roman, der auf die Lebenslage auf Madagaskar aufmerksam macht.
Der erste Urlaub ihres Lebens führt Emma, 16, "in die Mitte des Lebens", nach Madagaskar. Tiefblaues Meer, weiße Strände und betörendes Dschungelgrün. Ein Lebenstraum auf den ersten Blick. Emma lernt den Weltreisenden Luc kennen, in den sie sich verlieben möchte, und Fy, eine gleichaltrige Madagassin, die ihr Kind im Tuch auf den Rücken bei jeder Arbeit mit sich trägt. Emma kontaktfreudige Aufgeschlossenheit lässt sie bald mehr über Fys Leben in Erfahrung bringen und die madagassische Welt mit anderen Augen sehen. Auch ihr eigenes Schicksal, eine Herzkrankheit, die sie niemals "normal" leben lassen werden wird, tritt immer offensichtlicher zutage. Michaelis, die selbst zwei Jahre mit ihrer Familie auf Madagasskar lebte und dort eine Schule gründete, erzählt mit Herzblut von einer ungewöhnlichen Freundschaft, von Armut, Kinderarbeit, Hunger und Missbrauch. Vom Glauben an Geister, wo Bildung fehlt und von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie öffnet Emma und Lesenden dieses packenden Jugendromans die Augen. Eine gelungene Lektüre, die in die Welt hineinführt, eine Welt in der wir vieles besser machen könnten. Katrin Rüger
Die Mitte des Lebens