Lakonisch erzählt Gmehling von der Katze, die beschließt eine Reise zu machen. Ein wenig Reiseproviant, über die Kreuzung zum Bahnhof und mit dem Zug ans Meer. Dabei gerät sie in einen Schulausflug und lernt Ei kennen. Einen Jungen, den die Klasse nicht leiden kann, weil er nach Kuhstall stinkt. Die Katze ist eine stille Gefährtin. Manchmal jedoch, faucht sie oder schnurrt wie sieben Tiger. Auf dem Holzsteg am Strand erzählt Ei ihr von sich, während sie gemeinsam in die Brandung blicken, einem ausgefransten Farbenspiel in sandgoldgelb und grünblau. Hier wird Ei Selbstbewusstsein tanken. Gmehling, der in seinen Kinderbüchern die Schönheit von Umgebung punktgenau einzufangen versteht, konzentriert sich in seinem Bilderbuchtext auf das innere Gespräch und überlässt Isabel Pin den äußeren Raum. In ihren Aquarellzeichnungen ist das Wasser allgegenwärtig. Es lässt Farben unscharf fließen wie es auch Gefühle zu tun pflegen. Es bilden sich geheimnisvolle Flächen und magische Flecken, in denen auch das Glutrot zur Sprache kommt. Überall spiegelt sich, ganz ohne Worte das Leben. Das Spannungsfeld dieses Bilderbuches ist die zarte Umsetzung einer rauhen Geschichte, die in den Worten aufblitzt. Das Quäntchen Lebensphilosophie liefert der einäugige Hinkekater, zu dem die Katze am Ende ihrer Reise wieder zurückkehrt. „Das Meer macht alles neu. Es tut immer, was getan werden muss.“ Damit ist Gmehling, ohne dass er ein Wort darüber verliert, in diesem Bilderbuch auch eine Liebeserklärung an das Meer gelungen, einen Ort, der auf seine unscheinbare Art und Weise und auf leisen Sohlen den Menschen ändern kann.