Margot trägt ihr neues, leuchtend blaues Feenkostüm mit spitzem Hut und rosa Schleife über dem Po. Ihren Zauberstab schwingt sie einsatzbereit wie einen Degen. Derweil Erwachsene mit Blick auf ihr Handy übergroß im Vordergrund durch das Bild laufen, spielt sie mit ihrer Freundin im Park an einer Wegkreuzung. Simsalabim verwandelt Margot einen Parkstuhl in einen Kürbis und den Kürbis in einen Kinderwagen, der nun zur königlichen Kutsche mit vier stattlichen Rittern werden soll, wofür sie die herumpickenden Tauben bestimmt. Doch der Kürbis verwandelt sich in einen Halloweenkürbis und mutiert zur Schlingpflanze. Aus dem Kinderwagen leckt das Öl. Und an Stelle der Ritter tauchen diese Trolle in Ringelhemden auf. Sie bringen nun auch die dritte Ebene der Bilder in Bewegung, denn ihr tollpatschiges Herumkutschieren im Kinderwagen bleibt endlich auch unter den Erwachsenen nicht unbemerkt. Margot ist entsetzt während ihre Freundin Hermine, sie trägt ihr Pony in wilder Sturmfrisur nach vorn gebürstet, sich königlich amüsiert. Da platzt der feinen Fee die Hutschnur. Sie verzaubert ihre Freundin in eine Kröte und zerstört in einem Wutanfall ihren Zauberstab. Werden sich Kröte und Fee nun auf ewig und immer traurig in die Augen schauen müssen?
Wie schon in „Achtung Wolf“ (Knesebeck Verlag 2015) ist Bouchard Meister des Witzes, der zwischen seinem kindlich dahinfließenden Dialog und dem unerwarteten Bild entsteht, einem doppelbödigen Humor, der durch Abwechslung und Täuschung entsteht. Dabei bewegt er seine Figuren wie auf einer Theaterbühne. Im ersten Akt in der Weite der Parkanlage inszeniert er großzügig wie auf einer Kinoleinwand mit Daumenkinoelementen. Im gut gefüllten Linienbus des zweiten Aktes, auf dem Heimweg, braucht es keine Worte, denn unter den beklemmenden Blicken der Erwachsenen lastet Margots Missgeschick gleich doppelt schwer und die Spannung steigt. Der dritte Akt eröffnet den Blick in ein windschiefes Häuschen, welches sich einladend farbig zwischen mehrgeschossigen Wohnhäusern behauptet. Souverän spielt Bouchard mit Individualität und Selbstbewusstsein. Sein Herz schlägt für das Kleine in der Welt der Großen, welches sich stetig wachsend nicht nur bildgestalterisch seine Freiräume erobert.
Die letzte unverhoffte Wendung dieser köstlichen, gefühlsstarken und fantasiebetonten Geschichte sei hier nicht verraten. Ein absolut märchenhafter Bilderbuchspaß.