Die hier versammelten Satiren, Geschichten und Cartoons gegen den Judenhass sind neben aller Komik, die sie leicht verdaulich machen, ein gelungener Anstoß zur Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt und dem Erstarken des Antisemitismus, der uns allen Sorge bereiten sollte.
68 Mitwirkende nehmen uns mit, in aktuelle Gespräche, Gefühle, Gedanken, Begegnungen und Erfahrungen, die sie bis in ungeahnte Winkel mit Humor ausleuchten. Dabei sind ihre Standpunkte so unterschiedlich wie die Biografien der Künstler*innen selbst. Besonders gelungen ist die Demaskierung des Absurden, das, einmal in unser Blickfeld gerückt, gängigen Ansichten den Wind aus den Segeln nimmt. Was für ein Schatz, der Augen öffnet und Gedanken bewegt.
Satyr steht für Satire. Das ist so richtig, wie es falsch ist. Mit diesem Widerspruch lebe ich, seit ich Satyr führe. Dass sich unser Gattungsbegriff kaum auf die mythologischen Satyren zurückführen lässt, ist wohl nur der Unkenntnis meiner Vorgänger geschuldet, wie uns Kabarettaltmeister Martin Buchholz kürzlich in „Männer, Macht und Mythen“ süffisant erklärte. Gegründet in einem Comedynetzwerk, stellte man dort bald fest, dass sich mit Comedy doch besser Geld verdienen lässt als mit einem Buchverlag. Zeitgleich begriff ich, dass mir die Satire mehr liegt als die Comedybühne. So kam ich 2011 zu einem Verlag. Seither verlege ich als schreibender Verleger oder verlegender Autor (je nach Sichtweise und Tagesform) 8 bis 10 Bücher pro Jahr. Und schreibe ab und zu ein eigenes, zuletzt ein Jugendbuch. Satyr ist ein Verlag für „Bühnenliteratur“, denn wer hier veröffentlicht, kommt von der Bühne oder hält sich oft dort auf: Lesebühne, Poetry-Slams, Kabarettbrettl. Wer diese Schule durchlaufen hat, wirft all sein humoristisches Gespür auch in die Prosa (siehe Tilman Birrs Roman Wie sind Sie hier reingekommen?).
Manchmal frustriert es mich, dass im Lande Kurt Tucholskys, dessen „Was darf Satire? Alles.“ zu den meistzitierten Sätzen aller Zeiten gehört, „mein“ Genre vom Literaturbetrieb oft so geringgeschätzt wird. Dabei ist das Lachen die freieste Äußerung, die wir haben. In Zeiten wie unseren ist Humor vielleicht unsere einzige Chance und Satire eine gute Waffe. Es ist kein Zufall, dass die, die verspotten, immer zu den ersten Opfern der Despoten gehören. Denn Lachen lässt sich nicht kontrollieren, es ist die freieste Äußerung, die wir haben. Volker Surmann