Astrids Schwester Cecilie ist 19 und hat mit Angststörungen zu kämpfen. Deshalb hat die 17-jährige Astrid die ganze Zeit das Gefühl für sie da sein zu müssen. Immer, wenn sie etwas alleine macht oder mit Freunden unternimmt, erwartet sie eine Nachricht von Cecilie oder ihrer Mutter, die sie bitten, nach Hause zu kommen. Astrid möchte ihrer Schwester helfen, doch sie bemerkt langsam, dass Cecilie beinahe ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt, sie immer braucht und wie ein Magnet ist, der sie ständig nach Hause zieht, nur um sich trösten zu lassen oder sich bei ihr zu beschweren. Astrid ist der wichtigste Mensch und realisiert mit der Zeit, dass das weder gut ist für sie, noch für ihre Schwester. Als sich Astrid verliebt und auch ihr eigenes Leben leben möchte, steht sie vor einem großen Problem: Wie soll das funktionieren, wenn sie das Bindeglied ist und die ganze Famile zusammenhält? Wer soll für Cecilie da sein, wenn es ihr schlecht geht? Wer soll ihre ratlosen Eltern unterstützen, wenn nicht sie? Das Buch zeigt die Probleme, die eine psychische Erkrankung für eine Person und ihr Umfeld mit sich bringt. Die gut ausgearbeiteten Charaktere lassen die Situation sehr realistisch wirken. Luci, 14 Jahre
Lilie und Aster sind die Blumenmädchen ihrer Eltern, enge Verbündete, Freundinnen, beste Schwestern. Cecilie, die Ältere steht kurz vor dem Abitur, Astrid, die Jüngere, wird nach den Sommerferien in die Oberstufe eintreten. Im letzten Jahr ist Astrid zum wichtigsten Bindeglied für ihre Schwester geworden, deren Angstschübe den Kontakt zur Außenwelt verwehren. Immer häufiger flüchtet sie aus der Schule ins Bett, weint oder schläft sich durch den Tag. Die Eltern glauben ein gemeinsames Lernen daheim und familiäre Hilfe wird Cecilie durch die Prüfungen bringen und dann wird alles besser werden. In den zarten, immer bewegten wie bewegenden Text aus Astrids Blickwinkel schleichen sich Zweifel. Dann gerät Astrid, die kaum noch ein Leben außerhalb von Cecilie hat, mit Kristoffer, einem alten Kinderfreund der Mädchen, in Kontakt. Seine Erfahrungen mit seinem depressiven Vater bringen für Astrid entscheidenen Sätze Spiel: Cecilie kann sich nur selbst helfen. Je tiefer sich diese Erkenntnis in Astrid verankert, desto mutiger wird sie sich auf einen unabhängigen Weg machen, eigene Schuldgefühle beiseite schieben und schwierige Gespräche in der Familie anregen. Ein außerordentlich erwachsenes Jugendbuch, das nichts dramatisiert und gut austariert Einblicke in das Familienleben mit einem psychisch kranken Menschen gibt, sowie Lösungsansätze generiert. Villadsen stattet ihre Figuren mit einer starken Lebensintesität aus, die sie durch kontinuierliche Gespräche miteinander und wohl gesetzte Dialoge leuchten lässt. So kann am Ende auch für Astrid der Sommer möglichweise zu strahlen beginnen. Katrin Rüger