Die titelgebende Gedichtzeile dieser praxisnahen und von vielen Emotionen lebendig begleiteten Exilantenleben stammt von Lessie Sachs, einer in Breslau geborenen, später für ein Kunststudium in der Münchner Bohème beheimateten und unter den Nationalsozialisten in die USA emigrierten Künstlerin und Schriftstellerin.
Was heißt es ungewollt in ein anderes, auf einem fernen Kontinent gelegenes Land aufbrechen zu müssen? Von Soden nimmt uns detailgenau mit auf die Reise. „Auswandern heißt, von vorne anfangen“, schreibt Lessie Sachs. In Sodens Sammlung stehen die Frauen im Fokus:
Anna Seghers, Monika Mann, Hilde Marx, Lilli Palmer, Ruth Klinger, Herta Nathorff, Mascha Kaléko, Tisa von der Schulenburg, Elsa Lasker-Schüler, Gertrud Bing und Grete Fischer.
Schriftstellerinnen und Künstlerinnen haben die Angewohnheit Erlebtes zu dokumentieren. Aus ihrer Hinterlassenschaft hat von Soden mit großer Lebendigkeit den Alltag der Vielleicht-, Bald-, Nochnicht- und Endlichgeschafft-Exilantinnen zusammengestellt. Ihre Gedichte, Skizzen, Briefe oder Prosatexte lassen uns Eintauchen, in die Herausforderungen, die der Exilgedanke und seine Umsetzung mit sich bringt. So stehen wir mit den Erzählerinnen in den Treppenhäusern der Auswanderungsbüros Schlange, um Papiere und Geld beizubringen und packen die Koffer, mit oder ohne Lifte und Möbeltransporte. Affidate, Vermögensnachweise, Gesundheitszeugnisse, Berufsbescheinigungen, Umschulungen und Sprachkenntnisse. Die Liste geforderter Nachweise war lang und die Beschaffung langwierig. Bis man alles zusammen hatte, konnten Jahre vergehen. Eine zermürbende Zeit des Wartens.
Und in welches Land sollte es überhaupt gehen? Palästina, Nord- oder Südamerika? Oder gar Südafrika? Oder nach Shanghai? Woher bekam man Informationen zu diesen Ländern. Jüdischen Magazine berichteten über die Lebensbedingungen auf anderen Kontinenten und stellten Reisegepäck zusammen, denn Radio, Fernsehen oder gar Internet gab es ja noch nicht. Wir erfahren, welche Glücksgefühle die großen Überseeschiffe auslösen, wenn man endlich einen Platz darauf ergattert hat.
In diesem Buch steckt so viel Leben, Menschenleben, so stark. Und viel Neues, selbst für diejenigen, die schon einiges über Exilanten in der NS- Zeit wissen. Exil ist mehr als ein historischer Fakt von A nach B. Diese Anstrengungen und Ängste auf einer Reise ins Ungewisse, durchlebt niemand zum Vergnügen.