Es ist eine Ich -Erzählerin, die durch diesem Roman führt: Anja. Sie erzählt von sich und ihrer Freundin seit Kindertagen, Milka, und ihrem Großwerden im Russland der 1970er/1980er Jahre. Sie zeichnet ein detailreiches Bild des Alltagslebens in Moskau und auf der Datscha, in den Familien und im Freundeskreis. Sie findet Beschreibungen, die genaue Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lasse. Ihre Eltern sind oft in politischen Streitgesprächen. Der Vater verteidigt den Kommunismus als Bekämpfer des Faschismus, die Mutter sieht Missstände und sehnt sich nach Wandel und Freiheit. In der Pubertät der Mädchen wachsen sie Sehnsucht nach Symbolen des Westens und nach sexueller Befriedigung. Noch vor Beginn des Studiums wird Anja auf tragische Weise aller Gewissheiten beraubt. Im 2. Teil des Romans erzählt Anja von ihrer guten Ehe und ihrem Leben in den USA. Erst nach 20 Jahren wird sie ihre Eltern in Moskau besuchen. Vieles hat sich verändert, gleichzeitig ist es wie ein Eintauchen in frühere Zeiten. Und erst nachdem sie sich den heikelsten Kapiteln ihrer Jugend stellt ist ein inneres Gleichgewicht möglich. Ein großartiger Roman, der mir das Russland vergangener Jahrzehnte vielschichtig vor Augen geführt hat und durch eine emotionale Intensität beeindruckt.