Opastolz und Enkelliebe. Kai und sein Opa verbindet viel mehr als das. Jetzt, wo die Koffer des Großvaters zum Auszug ins Pflegeheim an der Tür stehen und sein Wesen durch die Demenz entschwindet, unternimmt Kai einen abenteuerlichen Versuch, die Türen zu Opas Erinnerung aufzustoßen und ihn zurückzuholen. Als sein Gedächtnis zieht er an seiner Seite in die Vergangenheit, in den Krieg, von dem Opa immer so märchenhaft und heldenmutig erzählt hat. Doch Opas Erinnerungen und das, was Kai durch seine Berichte zu wissen vermeint, entpuppen sich als trügerisch. Ereignisse schälen sich im Laufe der Reise in kleinen Lichtblicken aus Opas Verwirrung und eröffnen Kai ein völlig anderes Gesicht des Kriegsgeschehens und eine andere Seite von Opas Charakter. Kais Ausflug erweist sich als tiefgründiges Gespräch über Heldentum, Angst, Furcht und Mut, sowie Dummheit, die man heldenhaft überleben kann. Der brave Soldat Schwejk lässt in Opas Gewand grüßen. Opas Taktik im Umgang mit Erfundenem, Verdrängtem und nie Erzähltem und die Frage wie viel Wahrheit in der Erinnerung steckt, was man Kindern zumuten kann und sollte und wie Opa Heilung von schrecklichen Erlebnissen erfährt, stehen ebenso auf dem Prüfstand. Dabei spielt Drvenkar gewitzt über Bande, denn er lässt das Kind Kai als den wissenden Stichwortgeber erzählen und den erwachsenen Opa fragen und hinterfragen wie es ein Kind gewöhnlich tut. So gelingt ihm ein außergewöhnlich geniales Generationengespräch von atemraubender Dramatik, großer Ehrlichkeit und gelungener Bildsprache, das in jedem der kurzen Kapitel mit neuen Überraschungen aufwartet und dabei auf allen Ebenen unverhofft unsere Seele tröstet. Treffsicher und federleicht jongliert Drvenkar mit allen Registern der Erzählkunst und gibt jedem noch so kleinen Detail in seiner Geschichte den richtigen Platz. Lange habe ich nicht mehr ein so gradios komponiertes Kinderbuch gelesen.