Viola Ardones Roman erzählt von einer wenig bekannten Aktion in der Nachkriegszeit Italiens: 1946 wurden fast 100.000 Kinder aus dem armen Süden des Landes für ein knappes Jahr von Familien im Norden aufgenommen. Hier hatten sie ein warmes Zuhause, sie bekamen reichlich zu essen und gingen in die Schule. Die Leser erlesen dieses Stück Zeitgeschichte aus dem individuellen Blick eines 7-jährigen Jungen, Amerigo, der von Neapel nach Modena kommt. Hier entdeckt er ein ganz anderes Leben und seine Liebe zur Musik. Wieder zurück bei seiner Mutter, die mit ihm allein lebt, holt ihn die harte Realität eines Lebens in Armut ein und er flieht zurück zu seiner Gastfamilie. Als er sich viele Jahrzehnte später zur Beerdigung seiner Mutter, zu der er nur sehr sporadisch Kontakt hatte, in Neapel aufhält, kann er sich seinen Erinnerungen nicht entziehen. Sehr vielschichtig wird erkennbar, wie zwei Realitäten in ihm verborgen und miteinander verknüpft sind. Er muss einige innere Hürden überwinden, um beide in sich zu vereinen. Gern bin ich der Geschichte gefolgt und viele der Menschen, von denen hier erzählt wird, sind mir nahe gekommen.