Im Chiemgau fand der in Böhmen aufgewachsene Kinderbuchautor Preußler (1923-2012) eine zweite Heimat. Er gehörte den von der Ideologie der Nationalsozialisten infizierten jugendlichen Jahrgänge an, die 1942 freiwillig in den Krieg zogen. Erst 1949 kehrte er aus der russischen Kriegsgefangenschaft ins zivile Leben zurück. Lebenslang beeinflusst die osteuropäische Sagenwelt und Erzähltradition seiner Großmütter sein Werk. Er sprach tschechisch und russisch. Die Verständigung mit Osteuropa und die kulturelle Vermittlung war ihm eine Herzensangelegenheit.
Preußler war ein unermüdlicher literarischer Arbeiter mit breitem schriftstellerischem Spektrum. Er schrieb journalistische Artikel und Aufsätze, Lyrik und Theaterstücke und bearbeitete all seine Werke für andere Medien selbst. Der in diesem Kontext ungewohnte, bereichernde Blick, auch unter Einbezug neu entdeckten Materials, macht diese Biografie zum beeindruckenden Leseerlebnis, in dem ein auf kleine Wassermänner, Hexen und Gespenster reduzierter Schriftsteller an großer Strahlkraft gewinnt.
Spreckelsen führt uns in ein Leben und eine Literatur, in der beständige gesellschaftliche Reflektion, Austausch und Freundschaft mit Kolleg*innen seiner Zeit, später auch eine starke Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensweg schwingt. Preußler war Vater dreier Töchter und Volksschullehrer. In einer Zeit, in der dies noch außergewöhnlich war, begegnete er Kindern auf Augenhöhe.