Noahs Oma ist selbst unter den verrückten Exemplaren eine auffällige Besonderheit. Auf Stöckelschuhen und krass geschminkt holt sie ihn vom Flieger in Venedig ab. Hier ist er nicht freiwillig. Seine Eltern brauchen eine Auszeit. Seine Oma, stellt Noah fest, ist in Venedig bekannt und beliebt wie ein bunter Hund. In ihrem verrückten Aufzug betreibt sie einen Kiosk auf einem der kleinen Plätze. Mit vier Männern hat sie ihr Leben geteilt und war mal eine bekannte Opernsängerin, die keinesfalls Oma genannt werden möchte. Von morgens mit Sonnenaufgang, wenn die Stadt fast noch schläft bis mittags, wenn die Touristen in die Gassen strömen und noch einmal vom spätem Nachmittag bis in den Abend findet man die ehemalige Opernsängerin in ihrem Kiosk. Den Verkauf von Zeitungen verhindert weder Omas Hexenschuss noch die Tatsache, dass Noah weder italienisch spricht, noch richtig gut lesen kann. Schnell steckt Noah, der staunende Beobachter dieser ungewöhnlichen Lebensweise mitten in einem dramatischen Geschehen, einem erfrischenden Miteinander in dem niemand fragt, woher einer kommt und was er nicht kann. Hier ist nur gefragt, was jeder kann. Und alle Beteiligten können etwas und davon geben sie viel. So machen Noah und die Lesenden in alle Richtungen einen großen Sprung in Sachen Offenheit und Loyalität, ohne das dies explizit thematisiert wird. Auf diesem Platz in Venedig möchte man seinen Urlaub verbringen.