Nora ist Bauingenieurein, zuständig für den Abriss von Gebäuden und darin sehr gut. Ein kleiner Fehler in den Koordinaten– wenn es denn wirklich einer war – und sie sprengt den falschen Bürokomplex. Was nach dem beruflichen Aus klingt, wird in Wirklichkeit ein Anfang. Ein Anfang, erstmals sich über die Richtigkeit ihres Tuns und über ihr Leben selbst Gedanken zu machen. Auslöser ist der Auftrag, eine alte Villa an der Ostseeküste zu sprengen. Da sich dieser verzögert, zieht Nora provisorisch in die Villa ein, die keineswegs als abbruchreif erweist. Lediglich die Küste scheint ihr mehr und mehr gefährlich zu werden, denn hier gehen ganze Meter Steilküste durch Erdrutsche verloren. Kaum hat sich Nora in der Villa eingenistet, tauchen weitere Leute auf und finden in dem großen Haus Obdach : eine junge angehende Künstlerin, eine taubstumme Sängerin, ein zerstreuter Professor. Und mit jedem Gast erhält die Villa mehr Leben, gleichzeitig wird Noras Einsiedlerleben, das sie bisher geführt hat, aufgeweichtt. Am Ende kämpft sie mit den anderen gemeinsam um den Erhalt der Villa, stößt auf Vetternwirtschaft und findet sogar bei der Denkmalschutz Gehör. Ein schönes Leseerlebnis, bei dem einem immer eine Brise Wind und Meeresluft um die Nase weht und die teils skurrilen Figuren am Ende so vertraut werden, als sei man selbst Gast in der Villa.