Mattia lebt in Norditalien und berichtet vom täglichen Schulchaos unter 3000 Jugendlichen, in dem er nach der Aufmerksamkeit von Sofias fischt, in die er seit einem Jahr verliebt ist. Seine Erzählperspektive wechselt sich in schneller Folge mit der von Aziz ab, einem Kind auf der Flucht aus Afghanistan. Als Mattias Mutter ihm die Trennung vom Vater verkündet, bricht für Mattia eine Welt zusammen. In Wut und Schmerz verkriecht er sich über Nacht im Keller der Schule. Aziz erreicht mit viel Glück, von Vater und Onkel getrennt, Europa. Mattia wird ihm in dieser kalten Winternacht, in einem Müllsack auf der Straße schlafend, begegnen. In flottem Erzähltempo fließen die beiden Geschichten überraschend gekonnt ineinander. In ihrer Sprache und Satzmelodie zeigt Sbuelz ihre Leidenschaft für Lyrik, welche gelungen ins Deutsche übertragen worden ist. Manche Sätze sind so schön, dass man sie sich unbedingt übers Bett hängen möchte:
„Freundlich. Ein unterschätztes Wort.“ (Mattias Gedanken)
„Wirf dein Herz voraus und spring ihm nach.“ (Azizis Papa)
„Wer denkt und zweifelt, ist ein freier Mensch.“ (Azizis Oma)
So gewinnt die eigentlich schon vielfach gelesene, klassische Fluchtgeschichte seinen sehr eigenen und lesenswerten Reiz. In Italien wurde dieses Buch mit dem erstmals vergebenen Premio Capiello Junior 2022 ausgezeichtet, einem von jugendlichen Lesern vergebenen Preis.