Ich möchte dieses Buch einen Sach-Roman nennen. Stefan Hertmans schreibt die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner. Der Autor erwirbt 1979 das alte Haus in Gent und lebt dort 20 Jahre. Ebenda, als er das Haus wieder verkauft, wird ihm bewusst, dass er über dessen Vergangenheit forschen sollte. 1939 zog dort Willem Verhulst mit seiner Familie ein. Er war in jungen Jahren Flandern-Aktivist und wurde in den 1930er Jahren zum Kollaborateur mit den deutschen Nationalsozialisten. Seine Frau Mientje, eine Niederländerin, gläubig und friedliebend konnte seine Aktivitäten nur erahnen. Stefan Hertmans kann die noch lebenden Kinder der Familie und andere Zeitzeugen befragen, findet Tagebucheinträge, Zeitungsnotizen, das Gerichtsprotokoll – Willem Verhulst wurde nach seiner Flucht von Belgien nach Deutschland am Kriegsende zu einer 5jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. So erweckt der Autor facettenreich die vergangene Zeit, dokumentiert sie mit Fotos von Menschen und Objekten und lässt uns auch das 1979 lange leer gestandene Haus erspüren.