Eine Waffe schon auf dem Cover? Cowboyhut und Zorromaske, dazu ein Regenwurm in der Prärie, inmitten zart leuchtender Farben. Diese Brüche verlocken, die Geschichte genauer zu ergründen. Billy, der kleine Hamster ist viel zu nett, meint sein Vater, der berühmte Gangster und schickt ihn in die Welt, die „klare Ansage“ zu üben. Pfoten hoch! heißt das Spiel, denn der Revolver ist noch nicht geladen. Doch das scheinbar Einfache ist gar nicht so leicht. Da wo der Regenwurm zu wenig Pfoten heben kann, hebt die Maus viel zu viele und tanzt Billy damit gleich auf der Nase herum. Als Billy am Schluss sein Pfoten hoch! mit furchtbar eiskalter Stimme im richtigen Moment in einen sinnvollen Zusammenhang bringt, dabei vor lauter Schreck die Warnung des Vaters glatt missachtet, wird er mit drei neuen Freunden und dem Glücksgefühl ein Held zu sein belohnt. Alles nur ein Spiel und doch einiges gelernt, für Situationen, die kein Spiel mehr sein werden. Gerade Jungs fordern die wichtigen Gespräche zu Waffen, Macht und Stärke, Angst und Heldentum. Die Faszination dafür scheint angeboren, doch die Rolle, die sie „spielen“ sollen, weisen wir ihnen in der Gesellschaft zu. Auch wenn Mütter, entnervt von all den Säbeln und Schwertern, Lanzen und Pistolen sich wünschen, dass Jungs nicht ständig kämpfen und herum schießen, so erwarten sie doch in der Regel von ihnen, sich nicht alles gefallen zu lassen. Dieses Bilderbuch bietet in seinem Spiel mit der Geschichte, seinem sparsamen Strich, der den Blick des Betrachters auf das Wesentliche fokussiert, seinem Witz und seinen Widersprüchlichkeiten viel Diskussionsmöglichkeit zur gesamten Palette situativer Verhaltensmöglichkeiten zwischen Stärke und Schwäche, Befehl, Respekt und Gefahr, die wiederum mit den Gefühlen von Angst, Mut und Stolz verschränkt sind. Die Augen des Regenwurms werden dabei zum emotionalen Kommentator des Geschehens, sodass er gar nicht wegzudenken wäre, ganz egal, was er auf dem kargen, sandigen Boden in der gleißenden Sonne überhaupt verloren hat. Und nicht nur das Ringen um die richtige Rolle des Sohnes, auch die Elternrolle darf hier gerne beim Vorlesen kritisch betrachtet werden.