Vor einem forschenden Kind muss man auf der Hut sein. „Sie sind zu allem fähig.“ Die Geschichte von Marie und Isidora klingt mit jedem Wort geheimnisvoll und absonderlich. Isidora, die Neue in der Klasse, kommt aus einem fernen Land jenseits des Atlantiks und wirkt altmodisch. Marie hält sich für die geborene Nichtskönnerin. Erst als Isidora für die Sommerferien die Schulbibliotheksbestände der Abteilung Wissenschaft und Technik räubert finden die beiden ein erstes Mal zueinander. Marie hilft Isidora, die Bücher nach Hause zu schleppen und steht mit ihr vor einem schweren Eisentor zu einer Parkanlage mit Alleebäumen. Hier hat sich Isidora, die geborene Erfinderin jenseits der Villa ein Baumhaus eingerichtet. Sie ist beseelt davon, in diesem Sommer einen Flugapparat zu bauen. Warum? Das erfahren Lesende erst auf den letzten Seiten, auf denen auch das Geheimnis ihrer Ankunft in Europa gelüftet wird. Ein wenig Traurigkeit bleibt nicht aus. Sie treibt den Lebensmotor an, ebenso wie das strahlende Glück, wenn man gebraucht und geliebt wird. Das Leben steckt voller Geheimnisse und Ereignisse, die es ändern können. Diese Tatsache bringt Périchon hier mit voller Wucht in ihrem vom Staunen über die Welt geprägten, knappen Erzählstil aufs Papier. Die kurzen Kapitel sind großzügig von vielen Absätzen im Fließtext geprägt. Sie lassen Raum zum Innehalten für Gedanken- oder Gesprächspausen. Ein stilles, entschleunigendes Buch für den Lesegenuss.