Wie fühlt es sich an, als Kind, die Flügel auszubreiten und doch nicht wegfliegen zu dürfen? Wie fühlt es sich an, vor der Schule der kranken Mutter am Bett Gesellschaft zu leisten und die Melkeimer über den Hof schleppen zu müssen. Wie fühlt es sich an, die Welt im schönsten Sommer- wie Winterkleid aus dem Baum zu betrachten. Stift und Zeichenpapier hat Berta immer dabei.
Wir werden hineingerissen, in ein emotionsstarkes Mädchenleben zu Beginn des 20. Jahrhundert. Patriarchal bäuerlich. Streng religiös. Voller Sehnsucht nach der Welt. Die Wangen und Nasen der Kinder gerötet. Einfache Leibchen, weiß oder schwarz, barfuß, mit strähnigem, langem Haar. Kein Überfluss.
Sara Lundberg zeigt uns
zarte Hände mit schlanken Fingern, die zeichnen,
Hände die Melkeimer tragen.
Wir ahnen die Hände und wie es sich anfühlt, wenn sie nach dem weichen Ton am Boden des Flussbettes greifen.
Hände, die aus Langeweile mit einer Haarsträhne spielen, denn die Predigt des Pastors hat Berta schon oft gehört.
Dazwischen ein Bild auf dem sich zwei Finger aufeinander zu bewegen. Bertas Schatz. Michelangelos Schöpfung Adams.
„Wenn ich die Augen zumache und in mich hineinhorche, dann spüre ich ein Kribbeln in den Händen. Wie Elektrizität.“ Eine Künstlerin werden? Schon dieser Gedanke scheint für Mädchen unmöglich. Doch Berta tut es. Und noch viel mehr.
Lundberg beschreibt in eindrucksvoller Einfachheit und ergreifender Sensitivität die Seele des Kindes, das die Welt in sich aufnimmt und ihren Platz darin sucht. Aus dem Mädchen vom Bauernhof will keine Hausfrau werden. In kleinen Schritten und unbeirrt, macht sich Berta Hansson (1910- 1994) auf ihren eigenen Weg. Ihr strenger Vater wird an ihr wachsen und die Freude ihrer frühverstorbenen Mutter an ihrer Kunst wird in ihrem Herzen wohnen.
Ein kurzer biografischer Anhang von Alexandra Sundqvist und einige Fotos werden die Kindergeschichte ergänzen und uns mit Berta Hansson, der Lehrerin und Künstlerin vertraut machen. Eine starke Frau, die wir unbedingt kennenlernen sollten.