Surwilo ist ein polnisches Dorf in dem alle Menschen den Ortsnamen als Beinamen tragen. Von hier stammt Lawrentjewas Urgroßvater. Er lebte mit seiner Familie in St. Peterburg. Er war Hafenarbeiter und überzeugter Kommunist. Unter Stalins Repressionen wurde er 1937 verhaftet und des Verrats angeklagt. Das änderte für die Familie alles. Lawrentijewa zeichnet die Lebensgeschichte ihrer Großmutter nach, die zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt war. Mitreißend spiegeln die schwarzweiß Illustrationen ein Leben voll düsterer Dramatik und die lebenslange Angst Waljas. Bei den Verhaftungen glaubte die Familie an ein Versehen. Zahllose Brief schrieb Walja für ihre Mutter aus der Verbannung an die Behörden. Die weitere Schulbildung wurde Walja trotz hervorragender Schulleistungen erschwert so wie ihr später viele Arbeitsplätze verweigert wurden. Zurück in Leningrad litt sie schon vor dem Krieg Hunger und Not. Beeindruckend beschreibt Lawrentjewa die Zeit der Belagerung Leningrads während des zweiten Weltkrieges, in der Walja als Pflegerin in einem Gefängnisspital arbeitet. Dem Briefwechsel mit Petja, einem Freund der Familie, misst sie schon lang keine Bedeutung mehr zu. Als sie 12 war behauptete er, er würde sie heiraten. Kaum ist der Krieg zu Ende, steht er vor ihrer Tür. Die kleine Familie bezieht mit ihren zwei Kindern eine Einzimmerwohnung und lässt immer wieder anderen Familien, die schlechter dran waren als sie, den Vortritt, wenn es um bessere Lebensverhältnisse ging. Das leuchtende, revulutionäre Rot positioniert Lawrentjewa nur auf dem Umschlag und im Vorsatzpapier. Die mitreißenden schwarzweiß Illustrationen erzählen von einem Leben voll düsterer Dramatik, Entbehrungen und lebenslanger Angst Waljas, nicht zuletzt ausgelöst durch den Stempel des Verrats. Das Traumatische kriecht unter die Haut. 1997 wird ihr Vater rehabilitiert und sie bekommt durch Akteneinsicht Gewissheit über sein Ende. Surwilo liegt heute in Belarus. Die Großmutter hat es nie gesehen. Viele schreckliche Momente verblassen. In der Erinnerung "... bleibt nur das Gute. Und die Liebe.", sagt die Großmutter zu ihrer Enkeltochter. Sie lebe durch andere und statt anderer. Ein einfaches Leben. Ein beeindruckendes Zeugnis des 20. Jahrhunderts, das nicht vergessen werden darf.