Den Fokus ihrer romanhaften Frauenbiografien legt Marget Greiner gern auf Frauenleben im Schatten großer Maler. Nach Emilie Flöge an der Seite von Gustav Klimt, Charlotte Berend-Corinth an der Seite von Lovis Corinth nun Elisabeth Erdmann-Macke an der Seite von August Macke. Jung und heftig verlieben sie sich ineinander und tauchen in ihren Gesprächen auf langen Spaziergängen in Kunst und Literatur. Sie heiraten Hals über Kopf, denn in angesehenen bürgerlichen Kreisen kurz nach der Jahrhundertwende ist ein uneheliches Kind undenkbar. In ihrem Freundeskreis bildet sich mit Franz Marc die Gruppe des Blauen Reiters. Eine Zeit des Aufbruchs scheint vor der Tür zu stehen, dem der erste Weltkrieg ein jähes Ende setzt. Der junge Macke fällt in den ersten Kriegswochen. Auch Franz Marc wird zu den Gefallenen zählen. Elisabeths zweiter Mann, Lothar Erdmann, wird Opfer der Nationalsozialisten. Greiner schreibt nicht nur von einem Leben inmitten der Kunst, sondern auch über die starken Entscheidungen einer Frau und Mutter, die ein durch Politik und Kriege unwägsames Leben mit fünf Kindern und einigen Neuanfängen meistert. Alltagssorgen, Umzüge und Tod beherrschen Elisabeths Leben, deren Rückrat ein großer Freundeskreis von Kunstschaffenden bleiben wird. Bewandert ist sie neben der Kunst, Mackes Werk, das sie an den Nationalsozialisten vorbei in die Bundesrepublik zu retten versteht, auch in Literatur und Musik. Ihr bleibt nicht die Zeit, viel Eigenes zu schaffen. Stickend bildet sie Szenen aus Mackes Bildern nach. Greiner zeichnet vor allem ein Bild der Teilhabenden, der verständigen Bewahrerin. Erst lange nach dem Krieg wird August Macke mit Ausstellungen geehrt und seine Frau ist als Kennerin seiner Kunst gefragt. Ihr zweites Leben an der Seite Lothar Erdmanns, einem Sozialisten und politischen Widersacher der Nationalsozialisten, von diesen 1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen durch grausame Folter ums Leben gebracht, wird aus dem Halbschatten nicht heraustreten.
Die Haidhauser Autorin Margret Greiner bei einer Veranstaltung im Macke Haus in Bonn. Foto © Saskia Heinemann