In dieser feinen Sammlung von Erinnerungstücken einer Kindheit liegen kleine Geschichten wie Kieselsteine nebeneinander. Sie reiben sich in der Bewegung des Erzählens und runden sich im Laufe des Lebens. Mit den Augen des Kindes beginnend und in direktem, unprätentiösem Erzählton, lässt Renate Welsh, bekannt durch Kinderbücher wie Das Vamperl, ihre Leser Menschen und Orte entdecken. Mal haben sich die Menschen sonderlich im Leben eingerichtet, oft bleiben sie undurchschaubar, allein, und das Kind einsam und auf der Suche nach dem allzuoft abwesenden Vater. Von kindlicher Fantasie erfüllt beschreibt Welsh das Miteinander in Kriegstagen, ein Leben mit dem Tod der Mutter, von Windbeutelgeschenken und Mottenkugeln, dem Krampus und der Abhilfe für ein frierendes Christkind. Die Apotheke der Großvaters wird lange ihr heimatlicher Ort bleiben. Die Rückkehr nach Wien und die Nachkriegszeit sind geprägt von Geschichten auf Stiege im Treppenhaus und Straße, von Reibungen mit der Stiefmutter und vor allem dem Verlangen nach Liebe und Anerkennung. Erst das Alter und der Abstand zum Geschehen, der heutige Blick, mit dem das Buch endet, rundet alles mild und klar. So wie besonders schöne und einzigartige Kieselsteine kann man sich hier auch Einzelnes herausgreifen. Handschmeichlerisch und schön wirkt das, was man sich mitnimmt, am Ende. Schon mit dem Titel zaubert Welsh wunderbar treffliches Bild. Das kleine, fein edierte Büchlein macht Freude zum Selberlesen und eignet sich ebenso perfekt als Verschenkbuch.