So genannte Buchspringer sind in Fantasybüchern willkommene Figuren. Ihre Faszination liegt darin, inwiefern sich die scheinbar reale mit der erdachten Geschichte mischt. „Das alte Haus freut sich auf seine Besitzer“, sagt die Mutter des dreizehnjährigen Lias bei ihrem Einzug und liegt damit sehr nahe an der Wahrheit. Fensterläden klappern, Bücher fallen aus Regalen und verschlossene Türen öffnen sich für Lias, der unfreiwillig zum Held in den Geschichten seiner Tante Hermine wird. Ihr mysteriöses Verschwinden aus dem Haus löst eine ganze Flut an Geschehnissen aus. Anfangs findet sich Lias gar nicht heldenhaft und erst recht nicht mutig. Allerdings hat er bis dahin nicht gewusst, dass er das Piratenschiff des Herrn der Wellen vor dem Sturmfresser retten kann, mit Silas, dem Piratenjungen, durch den Kopf einer Hydra in die nächste Geschichte gelangt, oder zusammen mit Bamba, der Wortfischerin, die gefangenen Wörter aus der Geschichtenmaschine befreien wird. Nicht nur “eine unvernünftige Wendung in dieser Geschichte“ zieht Lias Suche nach seiner Tante, der Erzählerin, nach sich, doch am Ende ist ihm klar, „wenn eine Geschichte kein Herz hat, kann sie auch kein Herz rühren“. Mit sprachlichem Feingefühl, märchenhaften Elementen, wispernden Geheimnissen und einem Jungen, der über sich hinauswächst, werden die Leser*innen mitgenommen, um von einer unglaublichen Geschichte zur nächsten zu springen. Ganz in Märchenmanier siegen am Ende Mut, Freundschaft und der Glaube an das Gute.