Wenn Lutz van Dijk von seinem Leben und seiner Arbeit im HOKISA Kinderhaus in der Nähe von Kapstadt erzählt sprüht der gebürtige Berliner vor Leidenschaft und zieht jeden in Bann. Wir wird einen vielstimmigen Überblick über die Geschichte und Politik Afrikas geben. Ein wenig Xhosa können wir auch lernen. Die Veranstaltung weckt Interesse sich mit diesem Kontinent einmal näher zu befassen und eignet sich für Jugendliche und Erwachsene.
Foto © Buchpalast
*1955 in Berlin, war Lehrer in Hamburg, bevor er Mitarbeiter am Anne Frank Haus in Amsterdam wurde. Seit 2001 lebt er als Schriftsteller und Mitbegründer der südafrikanischen Stiftung HOKISA für von HIV/Aids betroffene Kinder und Jugendliche in Kapstadt. Seine Romane und Sachbücher waren u.a. nominiert für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2001 erhielt Lutz van Dijk den Gustav-Heinemann-Friedenspreis, 2009 die Poetik-Ehrenprofessur der Universität von Oldenburg.
Eintritt: € 8.-
Um Anmeldung wird gebeten.
Die Veranstaltung wird gefördert von
Das tiefere Verstehen, was ein Mensch ist, beginnt in Afrika.
Lutz van Dijk
Was kann man nicht alles sehen, wenn man die Augen auf macht und zuhört, was Lutz van Dijk über Afrika, „den schwarze Kontinent“, die „Wiege der Menschheit“, mit seinen 30 Millionen Quadratkilometern der zweitgrößte Kontinent der Erde, zu erzählen hat.
Von hier aus tritt der Homo erectus, der Homo sapiens seinen Siegeszug über die Welt an. Warum verbindet das europäische Denken mit einem Afrika vor seiner „Entdeckung“ und „Beschlagnahmung“ durch Sklavenhandel und Kolonisation gerade noch die Hochkultur der Ägypter? Wer hat sich schon mit dem Volk der Nubier beschäftigt, die Ägypten für 66 Jahre besetzten? Oder den Pygmäen, die „zwergwüchsigen Menschen“ genannt, die in ihrer Sprache kein Wort für Krieg oder Kampf kennen. Die Bantu (was soviel heißt wie „Mensch sein“), die Zulus und Xhosa, Hutus und Tutsi, die sich, so sieht es wohl die „zivilisierte Welt“, „Wilden“ gleich, in Stammesfehden niedermetzelten?
Die letzten 500 Jahre der Geschichte Afrikas sind gezeichnet von Ignoranz und Überheblichkeit, Unterdrückung und Unmenschlichkeit. Schlägt man den Schulatlas auf, wirken seine Ländergrenzen wie mit dem Lineal gezogen, ein Kolonialbesitz, den die in Europa Herrschenden unter sich aufteilten. Nach den weltlichen kamen die geistlichen Eroberer mit Hilfs- und Rettungsangeboten. Auch sie verbesserten, nach ihrem „zivilisierten“ Vorbild. „Unterdrückung entmenschlicht den Unterdrücker ebenso wie den Unterdrückten, wenn nicht noch mehr. Beide brauchen einander, um wirklich frei zu werden.“ Desmond Tutu (südafrikanischer Erzbischof)
Seit 50 Jahren erproben die Afrikaner wieder Stück für Stück ihre Unabhängigkeit. Da klingen Namen, die vielleicht auch mancher junger Leser aus der Ferne schon gehört hat. Gaddafi (Libyen), Idi Amin (Uganda), Mobutu (Kongo), Bokassa (Zentralafrika), der Napoleon Afrikas, Diktatoren, Regime, die wie so oft in der Welt, die Macht missbrauchten für Terror und Schreckensherrschaft. Doch man erfährt auch von Léopold Senghor (Senegal), der es mit seinem Konzept des Teilens schafft den Senegal friedvoll in die Unabhängigkeit zu führen, auf einen erfolgreichen Weg der Selbständigkeit, oder Julius Nyerere (Tansania), das „bis heute einzige Land in Afrika, dass nicht eine Sprache der Kolonisatoren, sondern eine afrikanische Sprache, das Swahili, als offizielle Landessprache durchgesetzt hat. Und wer kennt nicht Kofi Annan, UN-Generalsekretär, oder Nelson Mandela, der 1994 als erster demokratisch gewählter Präsident Südafrikas einen Sieg über Apartheid, für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Menschenwürde errang.
Das wäre ein schönes Ende für dieses Buch, wären da im Folgenden Kriege in Somalia, Ruanda, Angola, die rasante Verbreitung von Aids, die große Schuldenlast Afrikas geknüpft an die Frage, was Entwicklungshilfe wirklich bewirkt? „Afrikas Wirtschaft ist die am wenigsten entwickelte von allen Kontinenten. Die Stadt New York verbraucht soviel elektrische Energie wie der gesamte afrikanische Kontinent zusammen. Mit welchem Recht – außer dem Faustrecht des gegenwärtig Stärkeren?“
Unabhängig kann das Denken sein. Wenig anderes. Als Menschen sind und bleiben wir abhängig voneinander. Mehr als je zuvor. In Afrika und Europa- und in der Welt.
Lutz van Dijk
Ist es da nicht endlich an der Zeit „Anderen“ wirklich zuzuhören, sie wahrzunehmen, mit Neugier das Besondere, das Andere an ihnen in Erfahrung zu bringen, ihnen ihre Freiheit zuzusprechen, nicht unsere. Diesem fantastisch gelungenen Buch kann man nur viele Leser allen Alters wünschen. Wer so weiterdenkt, wie Lutz van Dijk es am Beispiel Afrika zu zeigen versucht, kommt vielleicht sogar auf die Idee, mit dieser Sichtweise aktuelle Verstrickungen, die „Menschlichkeitsbestrebungen“, das selten hinterfragte „Demokratisierung- und Zivilisationsrecht“ einer Weltmacht zu durchleuchten.
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2025
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