Die Geburt ihrer Tochter Daria verändert Adas Leben bis in die Grundfesten. In einem schonungslosen Monolog an ihr behindertes Kind erzählt die Mutter von dem, was sie über sich hinauswachsen lässt bis an die menschenmögliche Grenze. Wir werden hineingerissen in „Das Salz des Schmerzes, [den] Schaum der Erleichterung“ und eine bedingungslose Liebe. Ada hält uns mit magischer Intensität das eigene Lebens vor Augen, erzählt vom Mikrokosmos ihres Alltags, der Rolle des Vaters und Geliebten, den Großeltern, ihrer ersten Liebe, von Leben und Tod im gleichen Atemzug.
Ohne Scham macht sie sich stark in der Abtreibungsdebatte und imaginiert das was wäre wenn. Gedankenkarusselle in der Einsamkeit. Angriffsflächen eines nicht perfekten Lebens. Ohne Klage oder Anklage. Ihr intensives Gespür für den eigenen wie für Darias Körper, dem sie sich durch Berührung mitteilt, dem sie sich mit dem Fortschritt ihrer eigenen Krankheit noch weiter annähert, trägt uns in eine Parallelwelt voller Unzulänglichkeiten, die umso intensiver vom bewussten Auskosten jeden Lebensdetails erzählt.
Der in seiner knappen Unaufgeregtheit beeindruckende Bericht trifft uns mit voller Wucht. Er führt uns unseren von Angst behafteten, irrwitzigen Glauben an ein unanfechtbares Recht auf eine perfekte Gesundheit vor Augen. Mit Ada tauchen wir ein, in eine ungeahnte Variabilität von Leben, die unseren humanistisch Blick weitet.
Zurecht wurde "Brief an mein Kind" mit dem wichtigsten Literaturpreis Italiens, dem Premio Strega ausgezeichnet.