Es sind die 1950er Jahre in Rom, als Valeria sich von einem schwarzen Notizbuch magisch angezogen fühlt. Sie kauft es vom Haushaltsgeld und versteckt es immer wieder an einer anderen Stelle in der Wohnung, die sie mit ihrem Mann und den zwei inzwischen erwachsenen Kindern bewohnt. Es wir ihr bewusst, dass sie keinen Platz hat, den sie ihr eigen nennen kann. Sie hat auch nie Raum und Zeit, um ungestört in das Notizbuch zu schreiben. So erfindet sie Gründe für die drei anderen, gemeinsam außer Haus zu sein oder schreibt, wenn sie schlafen – immer in Sorge, dabei ertappt zu werden. Sie ist so sehr in ihrer Rolle als gut funktionierende Ehefrau, Mutter und Büroangestellte aufgegangen, dass ihre Familie nur dies in ihr sieht und eine Abweichung, ein neues Verhalten, nicht verstehen würde. Valeria schreibt über ihren Alltag, ihre Gefühle, Gedanken, Sorgen und Sehnsüchte und wird sich dabei ihrer selbst bewusst. Dass sie damit das bestehende Gefüge in Gefahr bringt, spürt sie auch. Das Leben einer Römerin der Mittelschicht in dieser Zeit wird sehr gut nachspürbar und manche Überlegungen haben nicht an Aktualität verloren, obwohl das Buch schon 1952 im Italienischen erschien. Nun ist es schöner Weise erstmalig den deutschen Lesern erschlossen.