Wir haben einen kleinen Plan von unserer nächsten Umgebung gezeichnet. Darin eingezeichnet einige Orientierungspunkte (Schule, Kirche) und den Weg. Auf dem Weg haben wir Louis, den Roller und die Katze versteckt. Wer kann im Plan markieren, wo sie zu finden sind?
„Ich schaffe das allein“. Diesen Kindersatz hören wir oft. Stolz oder trotzig und immer energiegeladen auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Luis möchte mit seinem Roller zum Rollerhügel. Den Immer-Geradeaus-Weg dorthin schaut er sich mit Papa genau an und zeichnet dafür einen eigenen Stadtplan: Hinter seinem Haus den Park mit Teich, den Friedhof, die Kreuzung, Museum und Schule und schon ist er da. In Sprech- und Gedankenblasen folgen wir ihm. Luis ist aufmerksam und umsichtig und kennt die Regeln auf Straße und Bürgersteig. Alles läuft wie besprochen, bis ihm das verschlossene Friedhofstor den Weg versperrt. Ein unverhofftes Hindernis. Für diesen Fall hat Papa ihm sein Handy angeboten. Doch Luis hat es nicht genommen. Jetzt heißt es sich neu orientieren, links und rechts nicht verwechseln, die richtige von der falschen Straßenkreuzung unterscheiden und die Umgebung immer wieder mit seinem Stadtplan vergleichen? Sein Problem wird er selbst lösen, Entscheidungen treffen. Auch das ist eine neue Herausforderung. Er weiß sich Hilfe zu holen und fragt einen Radfahrer, der ihm das letzte Quäntchen Gewissheit gibt: Gleich hat er es geschafft. Da ist das Museum, die Schule und endlich, der Aufstieg zum Hügel, von dem man mit den Kindern gemeinsam heruntersausen kann.
Mit dem Loslösen vom behüteten Umfeld, dem Ausprobieren, dem selbst entscheiden, nimmt Eilika Mühlenberg in ihrem Bilderbuch eine wichtige kindliche Entwicklung auf, die mit dem Schuleintritt beginnt. Sie lässt Vorlesende und Zuhörende Luis geschärfte Wahrnehmung und Beobachtung verfolgen. Sie erleben, wie er sich fokussiert und seine Fähigkeiten schult. In den Bildern versteckt, auf Taschen und Wegen finden sich die Stadtpläne und Labyrinthe der Erwachsenen, doch Luis Aufmerksamkeit gilt der Ampel - deren Ampelmännchen Rollerfahrende sind -, dem unfallfreien Rollern auf Bürgersteigen, kurzfristig abgelenkt von einem Globus im Schaufenster. Von den richtungsweisenden Pfeilen lässt er sich ebensowenig leiten. Wer weiß schon, wohin diese führen? Sein Weg steckt in ihm und er wächst mit jeder Hürde, die er meistert. Mit aller Kraft bugsiert er am Ende, von seinem Erfolg beflügelt, seinen leuchtend pinken Roller den steilen Hügel hinauf und in einem Rausch auf der aufklappbaren Doppelseite saust man mit ihm danach den schwarzweißen Streifenhügel hinunter. Luis Mission ist ein voller Erfolg.
Vorlesende dürfen staunen, in welchem Tempo Kinder selbständig werden. Für Erstklasskinder, die auch das Lesen schon alleine können wollen, bietet das Bilderbuch zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten: Klar gesetzten knappen Fließtext, Comicblasen und die Bilderschrift des Stadtplans, den es immer wieder mit der Umgebung auf Luis Weg abzugleichen gilt. Und selbstverständlich hat Luis auf allen Seiten eine neugierige, bekannte Begleiterin. Findet ihr sie?