Princess ist das Kind einer Zirkusfamilie. Jetzt lebt sie mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf auf dem Hof von Andi und wird von Schuldgefühlen geplagt, denn da war der Streit im Zirkus, mit Mama und Onkel Sergio, der Mr. Orange, Omas geliebte Schlange, verkauft hat und so vieles mehr. Princess berichtet von ihrem Neuanfang und blickt gedanklich immer wieder auf ihr Zirkusleben zurück. Schnell verlieben sich Lesende in ihren aufgeschlossenen Blickund ihr Lieblingwörtschen „bissi“, denn alles kann man immer ein bissi so und ein bissi anders sehen.
Princess ist kein Kind von Traurigkeit. Mit Emmi und Son findet sie Anschluss im neuen Dorfleben und Mitstreitende für ihren Plan, Omas Boa aus dem Reptilienzoo wieder zurückzukaufen. Praßler konstruiert elegant und schafft Figuren von großer Lebendigkeit. So liegt Emmi, deren Mutter einen Biobauernhof führt, der Tierschutz am Herzen. Ein Thema, zu dem auch Princess, die ihr bisheriges Leben inmitten von Zirkustieren verbracht hat, eine starke Meinung hat. Princess innere Stärke rührt von einem starken Rückhalt in einer großen Familie her. In ihrer Erinnerung trägt sie uns zu ihrem erst Trapezauftritt, den sie nach ausgestandem Lampenfieber mit den Worten „Abends liege ich in Omas Wohnwagen, aber in Wirklichkeit liege ich in einer Badewanne voller Glück und Liebe und Sonne.“ kommentiert.
Praßler zeichnet die Welt nicht schön. Sie schaut hinter die Kulissen, umgeht alle Klischees und doch lässt sie Kinderängste schmelzen und führt die Kinder in ihrer unerschrockenen Selbstwirksamkeit ins Abenteuer. Princess wird dabei von Familienwärme getragen, so kann sie das Verliebtsein ihr Mutter in „den Andi“ beobachten und teilen, denn in einer Zirkusfamilie ist das Teilen für eine gemeinsame Sache das Leben. Von ihrer Souveränität kann sie auch Emmi etwas abgeben, deren Neuanfang durch die Scheidung ihrer Eltern begründet wird. Und Son? Er ist mit seinen zwei Müttern bei diesem Thema gerade der Fels in der Brandung und kann helfen, wenn Princess von ihren eigenen Gedanken geplagt wird.
Auch ihrem zweitem Kinderroman geraten die lebensverändernden und für einen Zirkus existenzbedrohlichen, zurückliegenden Coronazeiten nicht ganz aus dem Blickwinkel. Am Ende darf es im Dorf „Manege auf!“ heißen und ein Mix aus Lebensrealität und ein bissi Illusion wird die Welt für einen Nachmittag zum Leuchten bringen, so, wie man es in einer Zirkusfamilie von Kindesbeinen an gelernt hat.