Feurat ist in Paris geboren. Mit neun Jahren reist er zum ersten Mal mit seiner Mutter und seiner Schwester auf Familienbesuch in die Heimat seiner Eltern, nach Bagdad. Sein Vater, ein Oppositioneller des Regimes von Saddam Hussein, bleibt in Paris. Feurat wird in der Familie herumgereicht, lernt Cousins und Cousinen und seine drei Onkels kennen, die in Falludscha leben. Hier geht es ländlicher und kleinstädtischer zu als in Bagdad mit seiner großen, ehrwürdigen Universität, in der sich Jungen wie Mädchen zum Studieren begegnen. In beiden Städten bleiben Berührungen mit der Diktatur nicht aus. Den Namen Husseins darf nicht ausgesprochen werden und bei seinen Onkels sind Pistole und Schießpulver das einzige Spielzeug für Feurat. Kaum wieder in Paris beginnt der erste Golfkrieg. Auf ihn folgt der zweite. Krieg hin oder her, Feurat wird weiter in den Irak reisen und als Absolvent der Journalistenschule seine ersten Reportagen über diese Land schreiben. Die knappen Texte des Buches hat Alani für eine Animationsserie geschrieben, für die Léonhard Cohen die stark reduzierten, auf Figuren und Konturen fokussierten, immer mit Licht und Schatten spielenden filmischen Bildsequenzen geschaffen hat. Sie begleiten als Standbilder die 1000 Dreizeiler, die beim Lesen in eine lebhafte Geschichte voller kleiner und großer Ereignisse verschmelzen, welche historische Fakten und eigene Erinnerungen in Fluss bringen.
Als Buch noch intensiver als im Film bekommen junge Lesende entlang diesen autobiografischen Erlebnissen Alanis einen guten Überblick über die Geschichte des Golfkrieges in den 90er Jahren. Feurat schildert den Wandel eines diktatorisch geführten Staates in ein Schachtfeld feindlicher, vom Ausland unterstützter Gruppen, und beschreibt anhand seiner Familienmitglieder das Elend der Bevölkerung. All das zusammengenommen bildet den Nährboden weiterer Radikalisierung bishin zur Herrschaft des IS. „Selbst Kinder erkennen die Sprengsätze am Klang. Die Gewehre auch.“, schreibt der Autor über die heranwachsende Kriegsgeneration im Jahren 2004. Das beglückende Aprikoseneis aus eigenen Kindertagen, sein Duft von Bagdad, wird in den zur Unkenntlichkeit und Staub gebombten Städten zur fernen Erinnerung. Den Irak, den Feurats Vater erlebt und von dem der kleine Feurat als Kind geträumt hat, gibt es heute nicht mehr. Ein berührendes, gelungenes Zeitdokument.