Eine fantastische Milieustudie der 1950/60er Jahre im Ruhrgebiet. Der Autor hat selbst einige Jahre in der titelgebenden Straße gewohnt und lässt die Menschen dort lebendig werden. Kriegsversehrte Männer, die die harte Arbeit und die düsteren Erinnerungen in rauher Rede, Trinken und Rauchen zu vergessen suchen. Frauen, die arbeiten, erdulden und emotional verarmt sind. Jörg Thadeusz hatte einen Großcousin, der es schaffte, aus diesem Milieu herauszukommen und ein anerkannter Künstler zu werden. Dieser war dem Autor ein Vorbild für seinen Hauptprotagonisten Edgar, der ein ausgesprochenes Zeichentalent hat, zu Wutausbrüchen neigt und auf keinen Fall den Friseursalon seines Stiefvaters übernehmen will. Wie er und seine Freunde Jürgen und Nelly es schaffen, dieser grauen, verrußten Straße den Rücken zu kehren und ein erfolgreiches Leben an anderen Orten aufzubauen liest sich eindringlich und leichtfüßig. Die tiefe Freundschaft und auch zarte Gefühle zwischen Edgar und Nelly tragen viele Jahre. So wie Edgar mit dem Pinsel malt der Autor mit Worten und lässt für den Zeitraum 1957–62 lebhafte Bilder von Zeit und Orten in uns Lesern entstehen. Danach gibt es noch einen kurzen Ausblick auf die drei Freunde, als sie die 70 erreicht haben. Mir war das Buch ein interessantes und gutes Lesevergnügen!