Die Liebe schwingt in allen Kurzgeschichten der britisch-nigerianischen Autorin. Sie offenbart uns immer wieder Neues: Gesehen werden, Selbsterkenntnis, die Verschmelzung von Herrschen und Teilen, das Ringen mit Ängsten und Missverständnissen. Babalola präsentiert das Zueinander durch alle gesellschaftlichen Schichten und Räume. Von Lagos bis in die westliche Welt folgen wir Menschen der Upperclass, Tagedieben und Assassinen. Dabei knüpft die Autorin an literarische Vorlagen afrikanischer Legenden, der Mythologie, dem alten Ägypten und Mesopotamien an. So reißen schon die Namen der Protagonisten die Lesenden in ein Wechselbad von Bekanntem und Neuem. Ọṣun befreit sich von der Selbstverständlichkeit besitzergreifender körperlichen Liebe ihres Lovers, für Scheherazade ist das Lieben ein Kampf der Unabhängigen miteinander, die Liebe weder wahrhaben noch leben wollen. Alle Geschichten überraschen mit unvorhergesehen Enden, die das gesellschaftliche Verständnis und die von uns selbst gesetzten kulturellen Regeln zwischen Mann und Frau hinterfragen und zu neuer Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung führen. "Ọṣun war es gewohnt, angestarrt zu werden, doch fortan sollte sie sich daran gewöhnen, gesehen zu werden." Babalola eröffnet einen prallgefüllten und energiegeladen Blick, ein Spiel mit jahrtausendealter wie moderner Liebe in allen Facetten. Eine Leseentdeckung, die großen Lesegenuss bietet, für kurzweilige Stunden mit sich selbst, aber auch zwischen Liebenden zum gemeinsamen entdecken und diskutieren wärmstens zu empfehlen ist.