In seiner opulenten Aufmachung kommt Jochen Tills Memento Monstrum wie ein Hausbuch daher, ein Klassiker des Horrorgenres.Frohlockend schaut uns Opa Dracula aus dem Portrait ins Gesicht. Er ist 589 Jahre alt und macht den Eindruck eines unerschrockenen Vampires. Die Aussicht auf ein Wochenende allein mit seinen drei Enkelkindern bringt ihn allerdings um den Verstand. So, wie die aufgehende Sonne. Bei den Vampiren hat die Emanzipation Einzug gehalten. Vlads Frau und seine Tochter wollen ein Wellnesswochenende in Paris genießen und haben die drei Kinder kurzerhand bei ihm abgesetzt. Rhesus, der Älteste, ist Opa keine große Hilfe. Er daddelt ununterbrochen auf seinem Handy herum und killt Werwölfe, währenddessen Vira und Globinchen in der Bibliothek Bücherhöhlen bauen. Wenigstens weiß Opa, wo sich Omas geheime Süßigkeitenvorräte befinden. Er liebt sie ja selbst, die Geschmacksrichtungen A und B der Blutlollis. Als Globinchen das alte Fotoalbum entdeckt, zerstreuen sich Opas Ängste, denn nun kann er von seinen spannenden Begegnungen und zahlreichen Abenteuern erzählen. Wie schon in "Einfach ungeheuerlich" ruht Jochen Tills Blick nicht auf dem Horror, sondern auf den Außenseitern, die er mit ihren Handicaps und ihren Stärken, ihrer ungebrochenen Zuversicht einen Platz im Leben zu finden, liebevoll inszeniert. Seine Geschichten entspringen bei aller Ernsthaftigkeit einer Mischung aus Slapstick und unbeschwertem Kinovergnügen. Ganz ohne Blutzusatz können alte Familiengeschichten die Ohren zum Glühen bringen.