Bibi Dumon Tak versteht es meisterlich Tieren eine unvergessliche Stimme zu geben. Diesmal erleben wir sie, wie sie kurze Referate über andere Tiere halten. Das Publikum: Tiere natürlich. Und wir.
Voller Bewunderung spricht die Amsel über den Halsbandsittich, der wiederum ein Referat über Singvögel hält. Die Gans ist nicht allein, wenn sie sich über das sehr einseitige Referat vom räuberischen Fuchs zu Ihresgleichen beschwert. Doch wie die Schleiereule über den Tasmanischen Teufel referiert sind Fuchs und Hai voller Begeisterung. Unglaubliche Gemeinsamkeiten zwischen Vortragenden und Wahltieren kommen ans Licht, aber auch krasse Unterschiede. Und überhaupt suchen sich die Tiere starke Themen. Das Zebra hat die nur sieben anderen Tierarten herausgesucht, die ausschließlich schwarzweiß sind. Totenkopfschwärmer und Totenkopfäffchen haben sehr unterschiedliche Karrieren in Filmen gemacht. Und klar geht es auch ums Paaren, den Nachwuchs und das Abtreten.
Dabei haben sich Tiere in ihre Projekt gestürzt und Fakten und Strukturen des Erzählens gefunden, die eben gerade sie beeindrucken. Der Einsiedlerkrebs stolpert über seine Worte und verliert vor Aufregung ganz den Faden, bis er wieder in den Schutz seines Schneckenhaus kriechen kann. Er bekommt Ratschläge für die nächste Performance. So kann er später dem Wandelnden Blatt das mehr mit den Wandelnden Ästen beschäftigt ist, als mit der Seeanemone, mit seinem Wissen helfen. Nur dem Brüllaffen wollen die Tiere nicht so recht glauben. In welchem Buch oder auf welcher Website stehen diese Fakten? Aber Geschichten erzählen kann er.
Wir sind beeindruckt von der Gemeinschaft und bekommen Lust aufs Forschen. Die eigenwilligen Beiträge, die immer die Handschrift der Referierenden tragen, sind eine Ermutigung für eigene kleine Vorträge. Rund 200 Tiere werden uns in Erinnerung bleiben, die am Schluss vom Regenwurm in einem alphabetischen Register zusammengetragen werden. Wie erstellt man überhaupt so ein Register? Wir lernen es spielerisch mit dem Wurm.
Obendrein feiert dieses Buch das Zuhören, das Gespräch und die Hilfsbereitschaft. Eins der ungewöhnlichsten und schönsten Vorlesebücher seit langem. Saulustig, unvergesslich und grandios komponiert!
Mein Tipp: Schenkt dieses Buch gleich zusammen mit einer Jahreskarte für den Zoo, denn mit der Lektüre wollen wir diese sympatischen Tiere unbedingt genauer kennenlernen, selbst wenn Annemarie van Haeringen einen ersten Eindruck dieser illustre Gemeinschaft liefert.
Illustriert von Annemarie van Haeringen
Übersetzt von Meike Blatnik
2025
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